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Kunstakademien Unrecht zu tun, die inzwischen auf ihre Weise dies Erbe<br />

verwertet haben.“ 443<br />

Obgleich die Ulmer Schule versucht habe, sich durch ein „gekü nsteltes Vokabular“<br />

interessanter erscheinen zu lassen, so existierten doch die meisten Fächer unter einem<br />

gewohnten Namen bereits an anderen Schulen. 444<br />

Tatsächlich begriffen viele Zeitgenossen die Ulmer Hochschule als etwas vollkommen<br />

Neues, weil sie tatsächlich aus dem Nichts heraus geschaffen worden war. In dem<br />

Bemü hen, sich vollständig neu zu definieren, seien die Initiatoren allerdings in mancher<br />

Hinsicht ü ber das Ziel hinaus geschossen, indem bis zur Unverständlichkeit neue Begriffe<br />

erfunden worden seien, gemäßdem Motto „Warum einfach, wenn es auch kompliziert<br />

geht?“. 445 Erich Pfeiffer-Belli, selbst ehemaliger Bauhäusler, unterstellte sogar<br />

„angesichts solchen Rotwelschs einen intellektuellen Hochmut, dem die innere Heiterkeit<br />

und Selbstironie fehlt.“ 446<br />

Konfrontiert mit einer fü r die damalige Zeit gewöhnungsbedü rftigen Architektur, mit<br />

Begriffen wie „Visuelle Gestaltung“ oder „Kulturelle Integration“ war sicherlich so mancher<br />

froh, auf das angebotene Schlagwort „Bauhaus“ zurü ckgreifen zu können:<br />

„Tatsächlich kann man unter diesem Stichwort am raschesten verständlichmachen,<br />

was die neue Hochschule will.“ 447<br />

Die in Ulm anfänglich zur Schau gestellte Kargheit wurde als nur vorläufig empfunden,<br />

die sich mit der Zeit schon verflü chtigen wü rde. Zudem wurde ein gewisser Profilierungszwang<br />

kritisiert, der sich in ü berzogenen Forderungen äußere. Nach einiger Zeit<br />

der Praxis wü rden sicherlich einige dieser extremen Ansichten relativiert werden. Denn<br />

die zur Einweihung noch vorherrschende kü hle Atmosphäre ohne jegliche menschliche<br />

Wärme und Phantasie stü nde in krassem Widerspruch zum lebendigen Klima am Bauhaus.<br />

Erst wenn zugelassen wü rde, die allzu rationalen Herangehensweisen durch den<br />

Einflußvon Kunst und Intuition zu einem wahrhaft kreativen Prozeßwerden zu lassen,<br />

sei der Vergleich mit dem Bauhaus berechtigt. 448<br />

Nachsichtig ging Pfeiffer-Belli mit der Tatsache um, daßBills Theorien wie Antithesen<br />

auf Gropius wirkten. Auch die demonstrative Ablehnung der Studierenden gegen die<br />

141<br />

443<br />

444<br />

445<br />

446<br />

447<br />

448<br />

Andersen, Paula: Vermittler zwischen Zivilisation und Kultur. In: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung (Frankfurt a.M.), 04.10.1955, S. 8.<br />

Vgl. Dirks, 1955, S. 772.<br />

Andersen, 1955, S. 8.<br />

Pfeiffer-Belli, 1955, S. 18.<br />

Damit hatte Dirks den allgemeinen Trend zur Vereinfachung als eine gewisse Bequemlichkeit<br />

entlarvt. – Vgl. dazu Dirks, 1955, S. 770; Bill, Rektoratsrede, 1955.<br />

Vgl. Andersen, 1955, S. 8, und Pfeiffer-Belli, 1955, S. 18.

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