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fläche wahrgenommen, sondern eher als grafische Schwarz-Weiß-Zeichnung. Diese<br />

wiederum erinnert stark an das Gemälde Ruhig von Max Bill aus dem Jahre 1948.<br />

(Abb. 94) Bill rhythmisierte die Fläche ebenfalls mit Strichblöcken, hier allerdings sowohl<br />

horizontal als auch vertikal. Dreht man das quadratische Bild um 90°, so entsprechen<br />

die Proportionen der beiden nun horizontal erscheinenden Blöcke nahezu derjenigen<br />

von Gugelots Gehäusefront. Dieser wird das Gemälde sicher gekannt haben.<br />

Wenn er es nicht bereits in seiner Zü richer Zeit bei Bill gesehen hatte, so doch spätestens<br />

auf Bills Ulmer Ausstellung im Jahre 1956. 660<br />

Der Wechsel von geschlitzter und glatter Oberfläche bewirkt eine wohl kalkulierte<br />

Rhythmisierung der Vorderseite. Die regelmäßige horizontale Durchbrechung des Gehäuses<br />

erfolgte zwar scheinbar nach rein rationalen Gesichtspunkten, bewirkte aber<br />

durch ihre Anordnung und Proportion gleichermaßen eine Ornamentierung. 661<br />

Es mußfestgehalten werden, daßdie funktional-sachliche Gestaltung in formal-ästhetischer<br />

Hinsicht durchaus Parallelen zu Werken der bildenden Kunst der fü nfziger und<br />

sechziger Jahre aufweist. Obgleich sich zwangsläufig inhaltliche Unterschiede ergaben,<br />

resultierte die Festlegung der rational erklärbaren Paradigma, die das endgü ltige<br />

Produkt letztlich charakterisieren sollten, trotz aller Versuche der Systematisierung der<br />

Entwurfsmethoden aus der alleinigen Entscheidung des Gestalters. Diese war<br />

zwangsläufig beeinflußt von dem Formverständnis seiner Umgebung, sei es der Hochschule<br />

oder der Gesellschaft, in der er sich bewegte und fü r die er seine Produkte entwarf.<br />

Demzufolge können die Ulmer Entwü rfe ebenso als Ausdruck ihrer Zeit verstanden<br />

werden, wie die modischen nierenförmigen oder traditionell gediegenen Gestaltungsbeispiele,<br />

die parallel entstanden.<br />

5.4.4. Kunst in Ulm<br />

Meyer hatte 1930 die gesamte Bauhaus-Ausbildung in das Gegensatzpaar von Kunst<br />

und Wissenschaft eingespannt. Zwischen den Polen von „Herz“ und „Intuition“ auf der<br />

einen Seite und „Hirn“ und „Intellekt“ auf der anderen Seite sollte eine ausgeglichene<br />

660<br />

661<br />

Vgl. dazu Bill, 1956, S. 44, Abb. 67.<br />

Diese findet sich auch bei weiteren BRAUN-Radios. So wurde die Vorderfront des Kleinradios<br />

SK 2 mit einer Lochblechplatte verschlossen, die mit ihrem „Pü nktchen-Muster“ offensichtlich<br />

das populäre Stoff-Design der fü nfziger Jahre paraphrasierte.

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