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190<br />

Dem Dessauer Bauhaus und der HfG war somit der enge Kontakt zur produzierenden<br />

Industrie gemeinsam, der den Studierenden ermöglichte, bereits während ihres Studiums<br />

Erfahrungen mit Auftragsarbeiten zu machen. Der Bauhäusler wollte dem Fabrikanten<br />

die Aufgabe abnehmen, neue Entwü rfe fü r die Serienproduktion zu entwickeln,<br />

die sowohl in Hinblick auf ihre technische und wirtschaftliche Reproduzierbarkeit als<br />

auch auf ihre ästhetischen und sozialen Aspekte der modernen Gesellschaft entsprachen.<br />

Als technisch erfahrener Handwerker konnte er eventuell auftauchende Schwierigkeiten<br />

erkennen und experimentell nach neuen Lösungsmöglichkeiten suchen, die<br />

dann in Serie gingen. Diese Arbeitsteilung war in den zwanziger Jahren noch problemlos<br />

möglich, da sich die Industrie mit ihren technischen Abläufen noch nicht derart<br />

weit vom Handwerk entfernt hatte, wie dies nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall war.<br />

In Ulm dagegen sollten Gestalter ausgebildet werden, die in der Lage waren, Dinge so<br />

zu entwickeln, als habe es sie bis dahin noch nicht gegeben. Der Industrie eröffnete<br />

sich so die Möglichkeit, vollkommen neuartige Produkte herzustellen und sich auf diese<br />

Weise von den Re-Designs der „traditionsbewußten“ Konkurrenz abzuheben. Aufgrund<br />

der starken Konzentration auf die rationale Entwicklung und wissenschaftliche Determination<br />

der Entwü rfe verlagerte sich ihr Arbeitsplatz von der Werkbank an den<br />

Schreibtisch. Der Umgang mit dem Werkstoff schien ohnehin zweitrangig geworden zu<br />

sein, da im Laufe der Jahre immer mehr Kunststoffe mit neuartigen Eigenschaften auf<br />

den Markt kamen. Dementsprechend ging es weniger um das materielle Gestalten als<br />

um die Koordination unterschiedlicher, an das Produkt gestellter Ansprü che, den herstellungstechnischen<br />

Anforderungen der industriellen Produktion auf der einen sowie<br />

der Bedü rfnisse des Verbrauchers auf der anderen Seite. 587 Zwar sah sich der Ulmer<br />

Gestalter als „Anwalt des Verbrauchers“, mußte sich jedoch in seinen Argumentationen<br />

an Herstellungstechnikern und Marketingberatern orientieren. In der zunehmend komplexer<br />

werdenden Welt versuchte er, souverän all diese ganz unterschiedlichen Bedü<br />

rfnisse miteinander in Einklang zu bringen.<br />

5.3.3.2. Objektvergleiche<br />

Beim Vergleich beider Hochschule sind vornehmlich zwei Aspekte bezü glich der hervorgebrachten<br />

Objekte zu beachten. Zum einen ist zu ü berprü fen, inwieweit in der Ära<br />

587<br />

Zu der gesellschaftspolitischen Problematik dieses Zwiespalt vgl. auch die Podiumsdiskussion,<br />

die 1987 anläßlich der Ausstellung Die Moral der Gegenstä nde in Berlin gefü hrt<br />

wurde. <strong>Dokument</strong>iert in: Sannwald, Daniela: „... daßdiese ganze Geschichte in ulm losgegangen<br />

ist, das ist ü berhaupt ein Irrtum...“ (Hrsg.: IDZ Berlin), Berlin, 1987.

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