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„Unter Bauhaus verstehen wir hier nicht, was man gemeinhin mit diesem Namen<br />

verbindet [...] Wenn wir sagen, daßdas Bauhaus heute erneut aktuell ist,<br />

denken wir an ein anderes Bauhaus [...], das oftmals proklamiert, aber kaum<br />

realisiert wurde; das sich nicht entfalten konnte; [...] An ein Bauhaus, das seinerzeit<br />

versuchte, wenngleich ebenso ohne Erfolg, Deutschland an einer offenen<br />

und nach vorn gerichteten Kultur zu orientieren.“ 722<br />

Diesen Anspruch durchzusetzen, sei in Deutschland immer noch unmöglich, was sich<br />

aktuell an der HfG Ulm zeige, die mit vergleichbaren Schwierigkeiten zu kämpfen habe,<br />

die von den gleichen Kreisen wie zu Bauhaus-Zeiten initiiert wü rden. 723 Als Ursache<br />

fü hrte Maldonado an, daßdas Bauhaus gegenwärtig nur oberflächlich akzeptiert worden<br />

sei, der Bezug zu aktuellen Problemen dagegen verneint wü rde. Stattdessen wü r-<br />

den Versuche unternommen, das Bauhaus zu archäologisieren, es „in eine Reliquie zu<br />

verwandeln, die nur bei feierlichen Anlässen hervorgeholt wird.“ 724 Mit dieser<br />

„Beweisfü hrung“ versuchte Maldonado nicht nur die HfG gegen weitere Angriffe zu<br />

schü tzen, sondern gleichzeitig verwies er auch auf die marode gesellschaftliche Situation<br />

in der Bundesrepublik, in der die nationalsozialistische Vergangenheit immer noch<br />

nicht aufgearbeitet worden sei.<br />

Gerade das Beispiel Ulm verdeutlicht, daßdas innovative Moment der Bauhaus-Konzeption,<br />

das Gropius als Dynamik bezeichnete, im allgemeinen lediglich in konservativer<br />

Hinsicht verstanden wurde.<br />

Gegen Ende der sechziger Jahre verlagerte sich angesichts der zunehmenden Funktionalismus-Kritik<br />

das Interesse von den ideellen zu den praktischen Errungenschaften<br />

des Bauhauses, deren negative Auswirkungen vor allem auf dem Gebiet von Architektur<br />

und Städtebau zu beobachten seien. Dementsprechend bemü hte sich Wingler<br />

fortan darum, die ästhetischen Qualitäten der Bauhaus-Erzeugnisse stärker in den<br />

Vordergrund zu stellen, als dies bislang geschehen war. Er hatte Ende der sechziger<br />

Jahre erkannt, daßvor allem die Jugend Schwierigkeiten damit gehabt habe, die Originalität<br />

der in den zwanziger Jahren entworfenen Gebrauchsgegenstände als solche zu<br />

erkennen, da sich viele Gestaltungskriterien mittlerweile durchgesetzt hatten und zum<br />

Alltag gehörten. Das Archiv und das ihm angeschlossene Museum sähen ihre eigentliche<br />

Aufgabe darin, anhand von Vergleichsbeispielen aufzuzeigen, wie großder Schritt<br />

nach vorn gewesen war, den die Erzeugnisse des Bauhauses verkörperten. Da es<br />

nicht hilfreich sei, jedwede Erzeugnisse des Instituts enthusiastisch zu feiern und wieder<br />

neu zu produzieren, obliege es dem Archiv, bei der Vergabe von Lizenzen genau<br />

245<br />

722<br />

723<br />

724<br />

Maldonado, 1963, S. 6<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.

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