23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

60<br />

In Reaktion auf die verschiedenen Maßnahmen bezü glich Organisation und studentischer<br />

Mitbestimmung war es zwischen Mies van der Rohe und der Studierendenschaft,<br />

die „den Sinn der akademischen Distanziertheit“ nicht verstehen konnte, zu Auseinandersetzungen<br />

gekommen, die Wingler jedoch mit folgendem Hinweis relativierte:<br />

„Vor allem bedurfte es reiferer Einsichten, um erkennen zu können, daßes<br />

nicht Lebensfremdheit oder einen Mangel an sozialer Haltung bedeutete,<br />

wenn Mies van der Rohe der Forderung Meyers nach dem möglichst sofort<br />

praktizierbaren Nü tzlichen sein unbedingtes Qualitätspostulat entgegenhielt.<br />

[...] Umso größer war die Verehrung fü r ihn, als man seine Absichten begriffen<br />

hatte.“ 194<br />

Darü ber hinaus deutete Wingler die Direktorenfigur nur blaßan. Zwar nannte er personelle<br />

Veränderungen und die damit verbundenen organisatorischen Umstrukturierungen,<br />

doch Aufschlü sse ü ber Motivationen, Erfolge oder Arbeitsergebnisse blieben<br />

auf das Mindestmaßreduziert, was sicherlich auch in der schlechten Materiallage begrü<br />

ndet lag. Stattdessen räumte Wingler der politischen Entwicklung in den dreißiger<br />

Jahren größten Raum ein. Daßes Mies van der Rohe trotz eigener Projekte schwer<br />

gefallen sei, lukrative Aufträge fü r das Bauhaus zu bekommen, erklärte Wingler mit den<br />

äußeren Umständen, wobei er gleichzeitig darauf hinwies, daßdie finanzielle Misere<br />

der Popularität Mies van der Rohes innerhalb der Studierendenschaft keinen Abbruch<br />

getan habe. 195 Die Betonung lag eindeutig auf der Vorbildfunktion, die Mies van der<br />

Rohe als außergewöhnlicher Mensch ausü bte:<br />

„Als schöpferische Persönlichkeit hatte Mies van der Rohe eine wohl jeden in<br />

seinem Unterricht faszinierende Strahlungskraft. Mit der Noblesse und der<br />

ästhetischen Vollendung seiner eigenen Arbeiten errichtete er einen Maßstab,<br />

der die Studierenden verpflichtete.“ 196<br />

Seine Verantwortung fü r die Weiterfü hrung des Instituts hatte Mies van der Rohe damit<br />

wahrgenommen, daßes ihm einerseits gelungen war, die Stadt Dessau, welche die<br />

Verträge mit dem Bauhaus widerrechtlich gelöst hatte, auf Entschädigung zu verpflichten.<br />

Andererseits hatte er einen einigermaßen reibungslosen Wechsel nach Berlin<br />

erreicht, wo der Unterricht sehr schnell wieder aufgenommen werden konnte, auch<br />

wenn die Existenz dort nicht von langer Dauer war.<br />

Wingler unterstrich, daßMies van der Rohes Ruhm nicht seiner Bauhaus-Leitung,<br />

sondern seinen qualitätvollen Leistungen als Architekt zuzuschreiben war, denn als<br />

194<br />

195<br />

196<br />

Ebenda, S. 19.<br />

„Realisiert werden konnte in der äußerst schwierigen Wirtschaftssituation dieser Jahre<br />

nicht viel. Diese Frage war jedoch in Bezug auf seine Wirkungen auf das Bauhaus und die<br />

Studierenden nebensächlich: Denn es verstand sich, daßdie Projekte des Institutsleiters<br />

mit grundsätzlichem Interesse beobachtet worden sind.“ – Ebenda, S. 485.<br />

Ebenda, S. 488.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!