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63<br />

Bauhausbauten Dessau (1930) verwendet worden. 200 Obwohl viele der Abbildungen<br />

auf dieselben Negative zurü ckgehen, vermitteln sie extrem unterschiedliche Eindrü cke,<br />

die im folgenden näher beleuchtet werden sollen.<br />

Natü rlich waren auch in den zwanziger Jahren die Abzü ge ü berarbeitet worden, doch<br />

ganz offensichtlich nach anderen Gesichtspunkten als in den sechziger Jahren. Während<br />

es am Bauhaus besonders um die Sichtbarmachung des Geschaffenen gegangen<br />

war, um die gute Ausleuchtung der Gegenstände und um das Entfernen von beeinträchtigenden<br />

Merkmalen, gingen die Retuschen in Winglers Monografie weiter. Im<br />

Vordergrund stand die exakte Wiedergabe der Architektur, so daßungeachtet perspektivisch<br />

bedingter Unschärfen sämtliche Umrißkanten sauber nachgezogen wurden,<br />

um jedes Gebäudeteil gleichberechtigt zu präsentieren. Waren auf den Fotografien<br />

gleichzeitig Personen abgebildet, so erschienen sie derart unscharf, daßder<br />

Eindruck entstand, es handele sich um Collagen (Abb. 1 u. 2).<br />

Die meisten Fotografien wurden dahingehend retuschiert, daßdie Oberflächen verändert<br />

wurden. So zeigte die Abbildung vom Bauhausgebäude in Winglers Monografie<br />

einen eintönig grauen, „asphaltierten“ Boden, aus dem unvermittelt Bäume hervorwachsen.<br />

Erst der Vergleich mit dem Originalfoto klärt die räumlichen Zusammenhänge,<br />

zeigt das noch unbefestigte Erdreich vor dem Gebäudeeingang mit Schlammpfü<br />

tzen im Hintergrund (Abb. 3 u. 4). Auf diese Weise wurde die besondere Wirkung<br />

der Fotografien aus den zwanziger Jahren aufgehoben, die daraus resultierte, daßes<br />

sich tatsächlich um kü rzlich fertiggestellte Bauten handelte, deren Herstellungsspuren<br />

noch nicht beseitigt worden waren. Demgegenü ber wirken die ü berarbeiteten Abzü ge<br />

wie Aufnahmen von Architekturmodellen, nicht zuletzt wegen der evozierten gleichmäßigen<br />

Ausleuchtung gegenü ber den irritierenden Lichtreflexen im Original.<br />

Die Abbildungen der Werkstätten irritieren zum Großteil durch ihren unbelebten, Eindruck.<br />

Keinerlei herumliegende Werkstü cke oder Materialreste waren sichtbar, da man<br />

auch bereits am Bauhaus selbst den Eindruck von seriös und gewissenhaft arbeitenden<br />

Werkstätten hatte erwecken wollen. Fü r die 1962er Publikation wurden darü ber<br />

hinaus die Lichtreflexe der durch die Fenster des Zeichensaals einfallenden Sonne<br />

entfernt (Abb. 5 u. 6). Des weiteren beseitigte man unerwü nschte Architekturdetails.<br />

Die auf dem Foto von 1930 im Zeichenraum erkennbaren, schwer definierbaren „Haken“<br />

in der linken oberen Bildecke waren dreißig Jahre später verschwunden. Und bei<br />

einer Aufnahme der Webereiwerkstatt fehlte in Winglers Monografie gar das vertikal<br />

200<br />

Gropius, Walter: Bauhausbauten Dessau. Fulda, 1930; ders. (Hrsg.): Neue Arbeiten der<br />

Bauhauswerkstätten. Passau, 1925. – Zu der Herausgabe der Reprints der Bauhausbü -<br />

cher durch Hans M. Wingler vgl. Kapitel 4.3.2.2.

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