23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

206<br />

gearbeitet, das heißt, an der Gestaltung nü tzlicher und schöner Gegenstände<br />

bis zur Architektur und Stadtbau.“ 624<br />

Mit diesen und ähnlichen Statements erweckten die Ulmer den Eindruck, erst sie hätten<br />

sich ausschließlich der Gestaltung zugewendet, während das Bauhaus noch „traditionell“<br />

Kü nstler ausgebildet habe. Zur eigenen Positionsbestimmung als Avantgarde<br />

insistierte die HfG förmlich auf eine rein „objektive“ Gestaltung und lehnte eine „kü nstlerische“<br />

oder „individuelle“ Formgebung rigoros ab. Dieses Vermeiden alles „Subjektiven“<br />

war jedoch kein singuläres Phänomen, sondern charakterisierte in der Nachkriegszeit<br />

viele Bereiche einer von der nationalsozialistischen Massenmanipulation<br />

traumatisierten Gesellschaft. 625<br />

Auch Bill hatte sich seit den vierziger Jahren auf „die gute Form“ konzentriert, die sich<br />

ohne kü nstlerischen Anspruch durch zeitlich unbegrenzte Gü ltigkeit auszeichnen sollte.<br />

Fü r die Hochschule bedeutete dies, daßjedwede freie kü nstlerische Betätigung in den<br />

Bereich der Freizeitgestaltung verwiesen und damit zur Privatsache erklärt wurde. 626<br />

Gleichwohl war Bill selbst mit seinen kü nstlerischen Arbeiten außerordentlich erfolgreich;<br />

er stellte 1956 im Ulmer Museum sein breit gefächertes gestalterisches Oeuvre<br />

aus, in dem Malerei und Bildhauerei neben Architektur- und Produktentwü rfen großen<br />

Raum beanspruchten. 627<br />

Bill hatte nicht zuletzt selbst dafü r gesorgt, daßdem Ulmer Lehrkörper seit der Grü n-<br />

dungsphase stets Persönlichkeiten angehörten, die eine klassische kü nstlerische Ausbildung<br />

begonnen oder absolviert hatten, was nur teilweise daher rü hrte, daßes zu<br />

ihrer Zeit noch keine spezielle Ausbildung als Industrie-Designer gegeben hatte. Neben<br />

den „bekehrten“ Kunststudenten Aicher und Zeischegg 628 hatte auch Maldonado in<br />

Argentinien mehrere Jahre Kunst studiert. Vordemberge-Gildewart war bereits vor dem<br />

Krieg erfolgreich als Kü nstler tätig gewesen, und Herbert Kapitzki, von 1964 bis 1968<br />

Festdozent der Visuellen Kommunikation, hatte in Hamburg und Stuttgart Kunst unter<br />

anderem bei Willi Baumeister studiert. Vor allem Vordemberge-Gildewart und<br />

Zeischegg, auf die im folgenden noch einzugehen sein wird, blieben neben ihrer pädagogischen<br />

Tätigkeit der Kunst langfristig treu. Die HfG war also nach dem Ausschei-<br />

624<br />

625<br />

626<br />

627<br />

628<br />

[Staber, Margit]: Hochschule fü r Gestaltung. In: Schwäbische Donau-Zeitung, 26.02.1955.<br />

Z.B. wurde bereits 1947 mit dem Institut fü r Demoskopie in Allensbach die „Gesellschaft<br />

zum Studium der öffentlichen Meinung mbH“ gegrü ndet.<br />

Vgl. Bill, 1951, S. 4.<br />

Vgl. Bill, 1956.<br />

„walter zeischegg und ich waren zunächst selbst im bereich der kunst tätig geworden, hatten<br />

aber bald die akademien verlassen [...] dieser bruch hatte prinzipielle ursachen.“<br />

Aicher, 1991, S.124.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!