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220<br />

Ausbildung unter Berü cksichtigung aller lebensbeeinflussender Aspekte erreicht werden.<br />

662<br />

Wenn sich die Ulmer Hochschule gegen eine kü nstlerische Beeinflussung ihrer Hochschule<br />

wehrte, so meinte sie damit vor allem eine ästhetische Dominierung der Gestaltungsarbeit<br />

durch schnell wechselnde modische Einflü sse zum Zweck der Absatzsteigerung,<br />

die häufig mit dem Deckmantel des kü nstlerischen Ausdrucks kaschiert<br />

wurde. Seit der Grü ndungsphase hatte sich vor allem Bill gegen eine solche „Kunst“<br />

verwahrt und dies wiederholt in verschiedenen Statements unterstrichen. Darü ber hinaus<br />

verstand Aicher „Kunst“ als eine Fluchtbewegung vor den wesentlich wichtigeren<br />

gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen. Allein der Gestalter sei in der Lage,<br />

mit Hilfe einer angemessenen Gestaltung entscheidend auf die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />

hinzuwirken. Eine Aufmerksamkeit gegenü ber diesen Problemen, die<br />

sich im Zuge des Wirtschaftswunders immer stärker offenbarten, sprach Aicher der<br />

Kunst grundsätzlich ab, womit er eine aus dem eigenen Avantgarde-Anspruch geborene<br />

Betriebsblindheit an den Tag legte, was Erlhoff eine „Nichtbeachtung aller Verunsicherungsmöglichkeiten<br />

der raison d’être“ nannte. 663 Ebensowenig, wie sich die Kunst<br />

seit der Nachkriegszeit auf die rein individuell-expressive Linie festlegen ließ, konnte<br />

pauschal von einer Lebensfremdheit des Kü nstlers die Rede sein. Schließlich gab es<br />

vielfältige Versuche, die Trennung zwischen Kunst und Leben aufzuheben.<br />

Allerdings wurde durch das Beharren auf die rein funktionsorientierte Produktplanung,<br />

wie sie von Maldonado als Berufsziel definiert wurde, eine ästhetische Komponente<br />

der Entwü rfe zwar nicht unterstü tzt, jedoch auch nicht ausgeschlossen. Indem im Zuge<br />

der Grundkurs- bzw. Elementarlehre auch auf formalästhetische Probleme eingegangen<br />

wurde, war es nur zu verständlich, daßdie Studierenden diese in ihren Entwü rfen<br />

umsetzten, da sie kaum anderweitige Lösungswege fü r formale Probleme gezeigt bekamen.<br />

Aus diesem Umstand resultierte auch der sich ungeachtet aller Verweigerung<br />

einstellende einheitliche „Ulmer Stil“, dessen eingeschränkte Farbigkeit, geschlossene<br />

Formen und eindeutige Funktionsanordnungen zum Zeichen einer uneingeschränkten<br />

Sachlichkeit wurden.<br />

Die Verarbeitung der Lehrinhalte in den Schü lerentwü rfen ist keinesfalls verwunderlich<br />

und nicht nur auf die HfG oder das Bauhaus beschränkt. Der Eindruck, daßdie eine<br />

Schule jedoch vornehmlich mit kü nstlerischen Herangehensweisen gearbeitet, wäh-<br />

662<br />

663<br />

Vgl. dazu die schematische Darstellung der Organisation des Bauhauses unter Meyer<br />

(1930). In: Droste, 1990, S. 168-169.<br />

Erlhoff, Michael: Einsam im Strom. Äußerlich. In: Lindinger (Hrsg.), ²1991, S.153.

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