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238<br />

eine solche Hinterfragung der Rezeptionsmechanismen, wie sie auch im Umfeld der<br />

Ausstellung abzulesen waren, blieb insgesamt die Ausnahme.<br />

Zwar mit Blick fü r die aktuelle politische Situation gab sich Pfeiffer-Belli doch ungeniert<br />

der Nostalgie hin, indem er die Weimarer Republik und ihr historisches Institut<br />

schlichtweg zum idealen Gegenpol zur Gegenwart erklärte:<br />

„Ein besseres geistiges Deutschland, als es das unsere, das saturierte,<br />

selbstgefällige Wirtschaftswunder-Deutschland mit seinen reaktionären Einsprengseln,<br />

verzögerten Reformen, politischen Cliquen und seiner geplanten<br />

Notstandsgesetzgebung ist, ein besseres Deutschland wird sichtbar gemacht.“<br />

710<br />

In einer Art Abschlußbericht zog Herzogenrath ein Fazit ü ber Aufwand und Wirkung<br />

der Wanderausstellung, in dem er durchaus berechtigte Kritikpunkte einräumte. Trotzdem<br />

habe der ungeheure Erfolg der Ausstellung im In- und Ausland die Anstrengungen<br />

und finanziellen Aufwendungen gerechtfertigt, denn mit Hilfe der Ausstellung hätten<br />

einerseits „wichtige historische Richtigstellungen und noch immer fruchtbare Anregungen<br />

gegeben werden“ können, andererseits sei nun auch belegt worden, daß„die<br />

Bauhaus-Idee – nicht die stilistische Form – heute noch Modellcharakter“ habe. 711<br />

6.4. Zusammenfassung<br />

In Bezug auf Besucherzahlen und Resonanz war die Ausstellung 50 jahre bauhaus<br />

sicherlich als Erfolg zu werten. Sie vermittelte eine Vorstellung von Arbeit, Bedeutung<br />

und Auswirkungen des historischen Instituts in einem Maß, wie man es bislang noch<br />

nicht erlebt hatte. Man ließsich vom Umfang und von der Vielfältigkeit der Werke beeindrucken,<br />

wobei den Ergebnissen des Vorkurses dieselbe Aufmerksamkeit geschenkt<br />

wurde wie den Gemälden Kandinskys oder den gestalterischen Innovationen<br />

eines Marcel Breuer. Die Akkumulation derartig vieler berü hmter Kü nstler und Designobjekte<br />

in einer Schule rief bei den deutschen Betrachtern einen immensen Stolz hervor,<br />

handelte es sich doch um ein deutsches Institut, dem all diese Errungenschaften<br />

von internationaler Bedeutung zu verdanken waren. Die Tatsache, daßdie am Bauhaus<br />

Lehrenden und Studierenden aus aller Welt gekommen waren, wurde kurzerhand<br />

verdrängt. Trotz Herzogenraths verneinender Haltung hinsichtlich einer Vermarktung<br />

des Bauhauses als nationalem Kultur-Exportschlager wurde das Institut zumindest in<br />

Deutschland genau so eingeschätzt. Insbesondere die Wanderausstellung geriet auf<br />

710<br />

711<br />

Pfeiffer-Belli, Erich: Beschwörung einer schöpferischen Idee. In: Sü ddeutsche Zeitung<br />

(Mü nchen), 08.05.1968, S. 21.<br />

Vgl. Herzogenrath, 1972, S. 121.

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