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159<br />

ren, gestaltete Meyer die Eingangsfassade tatsächlich wie ein Fabrikgebäude, indem<br />

er rechts vom Eingang Garagen und links davon eine Laderampe plazierte.<br />

Das HfG-Gebäude präsentierte sich in vollkommen anderer Weise. Zum einen mußte<br />

der Besucher die Anlage erst halb umrunden, wenn er von der Stadt kommend den<br />

Hü gel bestieg. Zum anderen bekam er keinerlei Hinweise zur Lage des Haupteingangs,<br />

der weder durch ein Zeichen markiert war, noch sich in einem hervorgehobenen<br />

Bauteil befand. Folgte man den angelegten Wegen, so mußte erst auf der rechten<br />

Seite der Wirtschaftsbereich mit Garagen und Lieferzugängen sowie auf der linken<br />

Seite das Pförtnerhaus passiert werden. Dieses scheint wie ein Torhaus den Eingangsbereich<br />

zu bewachen. Auf diese Weise vermittelte das Hochschulgebäude trotz<br />

seiner offen und aufgelockert angeordneten Baukörper dem ortsunkundigen Besucher<br />

einen eher verschlossenen Eindruck.<br />

Insgesamt läßt sich beobachten, daßBill in seiner Herangehensweise beim Entwurf<br />

der Ulmer Hochschulgebäude durch seine Erfahrungen am Bauhaus geprägt war, indem<br />

er versuchte, Raumeinheiten fü r die einzelnen Teilbereiche der HfG zu entwickeln<br />

und diese dann in Beziehung zueinander zu setzen. Ihre innere Aufteilung war aus den<br />

spezifischen Erfordernissen abgeleitet und entsprechend funktional angelegt. Doch im<br />

Gegensatz zu den Vergleichsbauten der Bauhaus-Zeit war eine Differenzierung und<br />

damit auch Verständlichkeit von außen nicht gegeben und auch nicht intendiert. Vielmehr<br />

spiegelt das vereinheitlichte äußere Erscheinungsbild die veränderte Auffassung<br />

von Funktion wider. Gropius und Meyer hatten die einzelnen Baukörper hinsichtlich<br />

ihrer Zweckbestimmung gestaltet und dann in Beziehung zueinander gesetzt.<br />

Bill hingegen wollte nicht die Einzelbedü rfnisse „Wohnen“, „Arbeiten“, „Organisation“,<br />

„Essen“ und „Verkehr“ isoliert befriedigen, sondern setzte bereits eine Stufe frü her an.<br />

Ihn interessierte, zu welchem Zweck sich Menschen in einer Schule versammelten,<br />

dort arbeiteten und lebten. Der allen gemeinsame Anspruch, zusammen an einer modernen<br />

Umweltgestaltung zu arbeiten, sollte sowohl durch die Architektur visualisiert,<br />

als auch durch eine adäquate Gestaltung unterstü tzt ermöglicht werden.<br />

„ich bin dahinter gekommen, dass die dinge, die zu differenziert und spezialisiert<br />

sind, fü r das leben oft unbrauchbar werden, deshalb: größt mögliche flexibilität<br />

und nicht möglichst individuelle auflockerung.“ 490<br />

Daher erfolgte eine Gestaltung aus dem Inneren heraus, die fü r die inneren Abläufe<br />

maßgeschneidert wurde, dabei aber die Ansprü che und Einflü sse der Außenwelt unbe-<br />

490<br />

Bill, Max: Brief an Inge Scholl vom 06.07.1950; zitiert nach Seckendorff, 1989, S. 74.

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