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Fotograf darauf, daßtrotz der starken Lichtkontraste der Einblick in das Gebäude<br />

selbst möglich wurde. Zum Beispiel existiert eine von außen durch die Fenster gemachte<br />

Aufnahme einer Vortragsveranstaltung in der Aula. (Abb. 34) Dementsprechend<br />

verfü gen die Nachtaufnahmen neben ihren ästhetischen Qualitäten auch ü ber<br />

einen zusätzlichen Informationsgehalt. Wie bei einer Röntgenaufnahme konzentrieren<br />

sie den Blick durch die äußere Hü lle auf den Kern der Schule, auf die Arbeit ihrer Mitglieder.<br />

Zu den besonders hervorstechenden Architekturelementen beider Schulgebäude gehören<br />

die Balkone. Sie waren nicht nur Treffpunkt fü r gemeinsame Mahlzeiten und Gespräche,<br />

sondern auch Hintergrund fü r heitere Feste und offizielle Fototermine.<br />

(Abb. 35) Die Balkone am Bauhaus waren vielgestaltig, neben den kleinen Atelierbalkonen<br />

gab es die vom Flur aus betretbaren Balkone und natü rlich die große Dachterrasse.<br />

Hier entstanden viele Fotografien, sowohl private Schnappschü sse als auch<br />

offizielle Aufnahmen.<br />

Dessauer Fotografien zeugen davon, daßdie Balkone häufig als Bü hne in die Aufnahmen<br />

integriert wurden und auch zu immer wieder neuen Blickwinkeln anregten. Mehrere<br />

Fotografien belegen eine Sehnsucht, diese Nahtstelle zu ü berwinden, an der Materie<br />

und Raum ineinander ü bergehen: So fotografierte Moholy-Nagy einen Bauhäusler,<br />

der das Balkongitter wagemutig zum Turngerät umfunktioniert und die Bodenhaftung<br />

zum Balkon bereits aufgegeben hatte. (Abb. 36) Eine weitere Fotografie von 1930<br />

zeigt Otti Berger von oben gesehen in einer äußeren Eckes eines Balkons stehend, an<br />

der Schnittstelle von innen und außen. (Abb. 37) Der darunter befindliche Raum kann<br />

in seiner Beschaffenheit nur schemenhaft erkannt werden und scheint teilweise sogar<br />

mit der Bodenplatte des Balkons zu verschmelzen. Lediglich weitere, unscharf am unteren<br />

Bildrand angedeutete Balkone geben einen Anhaltspunkt ü ber eine ungefähre<br />

Höhe. Durch die frontale Aufsicht ergibt sich der Effekt einer Luftaufnahme. Diese<br />

Möglichkeit schließt der Betrachter nur aus, wenn er um die Existenz des Flachdaches<br />

und damit des sicheren Standpunktes des Fotografen weiß. Anderenfalls sieht er sich<br />

in die Lage eines „Ü berfliegers“ versetzt, zu dem die Bauhäuslerin freundlich lächelnd<br />

hinaufblickt. Mit dieser Darstellungsweise wurde nicht nur eine enge Bindung von Architektur<br />

und Außenraum visualisiert, sondern gleichzeitig auch die Möglichkeit, der<br />

Mensch könne die Grenze zwischen Himmel und Erde aufheben.<br />

Hatte bereits der Blick von der Dachterrasse des Dessauer Bauhauses eine weite Aussicht<br />

auf die Stadt und ihr Umland ermöglicht, so bot die ü ber die Mensa erreichbare<br />

Terrasse der HfG ein weitaus spektakuläreres Panorama, das sich ü ber Ulm hinweg

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