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242<br />

waren die meisten der Bauhaus-Grundsätze mittlerweile zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden, was beispielsweise die Verwendung neuartiger Materialien oder der enge<br />

Kontakt zur Industrie betraf. So bestätigte 1960 ein Beobachter der Szene:<br />

„Wie jede Revolution der Neutralisierung durch die Realitäten allmählich erliegt,<br />

die Ideenfü hrer im gü nstigsten Falle Weltmänner werden, so ist auch die<br />

Avantgarde zwischen Bauhaus und Werkbund der jungen Generation ins Ungreifbare<br />

entglitten.“ 714<br />

Dieses „Ungreifbare“ resultierte nicht zuletzt auch aus der zunehmenden Glorifizierung<br />

des Bauhauses, der mit Grü ndung des Bauhaus-Archivs und der Publikation Winglers<br />

ein enormer Anschub widerfuhr, wodurch die praktischen Erfolge aus den zwanziger<br />

und dreißiger Jahren in den Hintergrund gedrängt wurden.<br />

Nichtsdestotrotz wurde die Frage nach der Aktualität des Bauhauses während der gesamten<br />

fü nfziger und sechziger Jahre wiederholt aufgeworfen, als habe sich die Forschung<br />

ständig einer Selbstprü fung unterziehen wollen. Beinahe alle wichtigen Protagonisten<br />

der aufgezeigten Rezeptions-Geschichte fragten sich mindestens einmal, ob<br />

das historische Bauhaus ü ber die Jahre hinweg seine Bedeutung behalten hatte, so<br />

daßeine andauernde Beschäftigung mit ihm gerechtfertigt war.<br />

Zu Beginn der Entwicklung wurde die Frage noch ganz pragmatisch behandelt, wie am<br />

Beispiel von Grohmanns Beitrag von 1951 ersichtlich wird. 715 Er hielt eine Bauhaus-<br />

Nachfolge fü r unzweckmäßig, da ein Rü ckgriff auf das Bauhaus zwangsläufig bedeutete,<br />

sich aktualitätsbezogen neuen Aufgaben zu widmen, woraus ein vom Bauhaus<br />

klar zu unterscheidender Schultyp resultieren wü rde. Darü ber hinaus mangelte es seiner<br />

Meinung nach an geeigneten Persönlichkeiten, die fü r ein solches Unterfangen<br />

notwendig seien. Zwar tendierte Grote bereits zu diesem Zeitpunkt dazu, das Bauhaus<br />

als einmalige Kulturleistung darzustellen, jedoch betrachtete er eine potentielle Weiterfü<br />

hrung eher nü chtern. Wozu sollte sich eine Schule der deutschen Nachkriegszeit,<br />

die sich mit aktuellen Aufgaben zu befassen hatte, auf eine Schule der Weimarer Republik<br />

berufen, die ihrerseits historisch determiniert war? Hieran wird deutlich, daß<br />

Grote weniger eine ideelle, denn eine praktische Weiterfü hrung im Sinn hatte, obgleich<br />

er vom „Bauhaus-Gedanken“ sprach. Schließlich waren zu diesem Zeitpunkt die Aufgabe<br />

der Schule und der ideelle „Ü berbau“ des Rezeptionsgegenstandes „Bauhaus“<br />

noch nicht voneinander abgekoppelt. Dies änderte sich grundsätzlich im Laufe der<br />

fü nfziger Jahre, so daßKritiker zur Ausnahme wurden, die seine Bedeutung fü r das<br />

714<br />

715<br />

Gadebusch, D.: Schön, weil nicht unschön. In: Baukunst und Werkform (Nü rnberg), 1960,<br />

Nr. 11, S. 658.<br />

Grohmann, Ludwig: Ist der Bauhaus-Gedanke aktuell? Zu einer Ausstellung Berliner Bauhäusler.<br />

In: Die Neue Zeitung (Mü nchen), 13.01.1951.

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