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den sei. 256 Tatsächlich wurde sogar im Informationsblatt zur Ausstellung der Unterschied<br />

zwischen den eigenen Arbeiten Fiegers und den Zeichnungen fü r andere Architekten<br />

wie Gropius oder Behrens gemacht. Auf diese Weise wurde diese Ausstellung<br />

tatsächlich indirekt zu einer – wenn auch kleinen – Gropius-Ausstellung. 257<br />

Die eigentliche Frage mußjedoch lauten, warum die Ausstellung erst drei Jahre später<br />

und nicht bereits im Verlauf der Veranstaltung in der DDR Aufsehen erregte. Die Vermutung<br />

liegt nahe, daßin der DDR die Fieger-Ausstellung im Nachhinein als Vorwand<br />

benutzt wurde, um den Ansatz der Bauhaus-Rezeption im Westen anzugreifen. Da die<br />

DDR so großzü gig eine Ausleihe der Exponate an das Bauhaus-Archiv gestattet hatte,<br />

hatte sie wohl auch eine angemessene Darstellung des Architekten erwartet. Als Dank<br />

fü r die Großzü gigkeit sei Wingler jedoch vor allem der Frau Fiegers in den Rü cken gefallen<br />

und habe den Architekten in einem denkbar schlechten Licht erscheinen lassen.<br />

Der DDR-Autor sah dieses Verhalten lediglich im Ost-West-Konflikt begrü ndet; schließlich<br />

hatte der Architekt beinahe die gesamte Zeit seines Lebens in Dessau verbracht.<br />

Eine eindeutige Klärung dieses Disputs ist heute zwar nicht mehr möglich, der Verdacht<br />

liegt jedoch nahe, daßWingler aufgrund der politischen Verhältnisse weniger<br />

Skrupel gehabt hatte, auf Kosten eines in der DDR verstorbenen Architekten den<br />

Ruhm von Gropius zu mehren.<br />

Vergleicht man den tatsächlichen Ausstellungsbetrieb mit dem theoretischen Anspruch<br />

des Archivs, ein umfassendes Bauhaus-Bild zu vermitteln, so zeigt sich, daßdas Archiv<br />

mit seinen Ausstellungen in den ersten Jahren nur wenig zum tieferen Verständnis<br />

des historischen Bauhauses beitragen konnte und allenfalls einen indirekten Einblick in<br />

die Arbeit des Bauhauses ermöglichte. Umfassende Darstellungen ü ber die einzelnen<br />

Werkstätten, den Vorkurs oder die tatsächlich produzierten Gegenstände wurden nur<br />

ansatzweise unternommen. Im Vordergrund der Ausstellungen stand zudem immer der<br />

künstlerische Aspekt und die Entwicklung der einzelnen Bauhäusler auch ü ber deren<br />

Zeit am Institut hinaus. Deshalb wurde der Eindruck erweckt, am Bauhaus habe an<br />

erster Stelle die Bildende Kunst gestanden und nicht etwa die Gestaltung, die zunächst<br />

256<br />

257<br />

So schrieb Wingler in einer Bildunterschrift zu Fiegers Entwurfszeichnung des<br />

Konsumgebäudes in Dessau-Törten: „Im Vergleich zum ausgefü hrten Bau ist der Entwurf<br />

von Fieger auffallend konventionell. Fieger hat hier offenbar, abweichend von den Intentionen<br />

von Gropius, einen eigenen Beitrag leisten wollen.“ Wingler, 1962, S. 397.<br />

Vgl. Bauhaus-Archiv Darmstadt (Hrsg.): Carl Fieger 1893-1960. Entwü rfe und ausgefü hrte<br />

Bauten des Architekten. Ausstellungskatalog Darmstadt, 1962.

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