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in der Wortwahl niederschlug. War fü r Bill der ideell geprägte Begriff „Kultur“ durch die<br />

Arbeit des Gestalters unbeschränkt zu erweitern oder zu modifizieren, so war fü r<br />

Maldonado der Rahmen fü r jegliche Gestaltungsarbeit bereits durch die materiell und<br />

wissenschaftlich orientierte „Zivilisation“ determiniert. Auch wenn auf den ersten Blick<br />

mit dieser inhaltlichen Verlagerung eine Beschränkung einher zu gehen scheint, so ist<br />

doch eine sowohl ideelle als auch geografische Ausweitung gemeint, indem der eng<br />

gesteckte Rahmen einer „deutschen“ oder auch „europäischen“ Kultur verlassen und<br />

nunmehr global gedacht wurde.<br />

Mit der Aufnahme der Teamarbeit als drittes Ausbildungsziel der Grundlehre konkretisierte<br />

Maldonado das von ihm anvisierte Berufsbild des Designers. Demzufolge erhielten<br />

die Studenten Einblick in sämtliche Aktivitäten der Hochschule sowie in alle<br />

relevanten Gebiete von Produktion und Marketing. Gleichzeitig rekurrierte Maldonado<br />

hier auf die bereits von Bill geforderte verbale Ausdrucksfähigkeit, die nun allerdings<br />

dezidiert auch außerhalb des intellektuellen Hochschulkontextes Anwendung finden<br />

sollte.<br />

Der letzte Punkt in Maldonados Konzept bezog sich auf die internationale Zusammensetzung<br />

der Studentenschaft und auf die ausgleichende Funktion, die der Grundkurs<br />

auf die unterschiedlichen Vorbildungen einnehmen sollte. Auch wenn dieser Aspekt<br />

bereits auf die Bauhauspädagogik Einflußgenommen hatte, so ist er im Zusammenhang<br />

mit den vorherigen Punkten nicht nur pragmatisch zu verstehen. Schließlich wü r-<br />

den die in Ulm studierenden Ausländer nach Abschlußder Ausbildung wieder in ihre<br />

Heimatländer zurü ckkehren. Also sollte das Programm nicht nur auf internationaler<br />

Ebene Interesse an einem Studium in Ulm wecken, sondern vice versa eine universal<br />

brauchbare Ausbildung vermitteln, die in aller Welt potenziert wirken sollte.<br />

Damit wird Maldonados Erweiterung des Schulprogramms deutlich. Schritt fü r Schritt<br />

erfuhr der Student zunächst Einblick in die Arbeit der Hochschule selbst, dann in die<br />

ihn umgebenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in sein späteres Berufsbild<br />

und schließlich auch eine Horizonterweiterung in Hinblick auf fremde Mentalitäten und<br />

internationale Beziehungen durch die gemeinschaftliche Zusammenarbeit. Auf diese<br />

Weise lieferte Maldonado nicht nur ein neues Grundlehre-Programm, sondern gleichzeitig<br />

eine universelle Positionsbestimmung der HfG.<br />

Um die bisherige Isolierung der Grundlehre innerhalb der gesamten Ausbildung aufzuheben,<br />

wurden erstmalig im Studienjahr 1957/58 die Aufgaben fü r die „Visuelle Metho-

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