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103<br />

nars in der Schweiz Kontakt zu Max Bill knü pften. 312 Aicher und Scholl „waren sehr<br />

begeistert von ihm [Bill], es war ungeheuer. Und dann war Bill plötzlich da, und mit ihm<br />

diese andere Linie, das neue Bauhaus.“ 313 Der rege Austausch in der darauffolgenden<br />

Zeit gipfelte im Oktober 1949 in der Organisation von Bills Wanderausstellung Die gute<br />

Form im Ulmer Museum. Die enge Zusammenarbeit läßt vermuten, daßBill vom Voranschreiten<br />

des Schulprojektes unterrichtet war, das immer größere Dimensionen annahm.<br />

Zusammen mit dem Schriftsteller Hans Werner Richter hatten Scholl und Aicher<br />

eine „Geschwister-Scholl-Hochschule“ fü r Politik konzipiert, an der die deutsche Nachkriegsjugend<br />

in einem explizit antifaschistischen Sinne zu selbständig denkenden, demokratischen<br />

Bü rgern erzogen werden sollte. 314 Auf der ständigen Suche nach ideeller<br />

oder finanzieller Hilfe knü pfte Inge Scholl den entscheidenden Kontakt zum amerikanischen<br />

Hochkommissar John J. McCloy, der finanzielle Hilfe durch den Reeducation-<br />

Fond in Aussicht stellte. Seine begeisternde Vorstellung des Projektes auf dem United<br />

Council of World Affairs als Paradebeispiel fü r den geistigen Neuanfang der Bundesrepublik<br />

bewirkte, daßschnellstens ein detailliertes Programm ausgearbeitet werden<br />

mußte. Zu diesem Zweck informierte Bill im Februar 1950 die Aufbaugruppe der Hochschule<br />

315 ü ber das historische Bauhaus, 316 dessen internationale Reputation man<br />

gezielt nutzen wollte. Schließlich wurde das Lehrprogramm ü ber die politische Ausrichtung<br />

hinaus mit gestalterischen Fächern erweitert.<br />

Ab diesem Moment wurde Bill bei der Durchsetzung der neuen Hochschule immer<br />

wichtiger, da er das Bindeglied zwischen Weimarer Republik und Nachkriegsdeutschland<br />

darstellte. Bereits am 25. April 1950 sollten Bill, Aicher, Scholl und der designierte<br />

Hochschuldirektor Richter die Spezialisten der Erziehungsabteilung der High Commission<br />

for Germany (HICOG) ü ber die inzwischen modifizierten Pläne informieren. Zuerst<br />

ließman nur Inge Scholl und Otl Aicher zum Hochkommissar selbst vor, die ihm einleitend<br />

darlegten, daßsie sich inzwischen gegen eine ausschließlich politisch ausge-<br />

312<br />

313<br />

314<br />

315<br />

316<br />

Vgl. Frei, 1991, S. 34-35.<br />

Erinnerung von Helga Wiegandt (Mitglied des ersten Kuratoriums der neu gegrü ndeten<br />

Ulmer vh). In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung Ulm (Hrsg.): fangen wir an, hier in ulm.<br />

Hochschule fü r Gestaltung Ulm – die frü hen Jahre. Ausstellungskatalog Ulm, 1995, S. 81.<br />

Vgl. Hanslovsky, Sabine: „fangen wir an, hier in ulm“. Die Ulmer Volkshochschule und die<br />

Entstehung der Hochschule fü r Gestaltung. In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung Ulm<br />

(Hrsg.), 1995, S. 19-20.<br />

Zu den Mitgliedern der Aufbaugruppe gehörten neben Inge Scholl und Otl Aicher vor allem<br />

die Mitarbeiter der Ulmer Volkshochschule sowie Hans Werner Richter und der Jurist Hans<br />

Jü rgen Söhring.<br />

Vgl. Frei, 1991, S. 36.

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