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die Bauhausdidaktik geprägt wurde, in unserer Zeit weiterhin ihren Wert behält“.<br />

399<br />

Diese Frage wurde von Maldonado verneint, der sich „von der These der Befreiung<br />

durch die Kunst und den Selbstausdruck“ distanzierte, da seiner Meinung nach die<br />

Kunst fü r die Gestaltung an Bedeutung verloren hatte. Die am Bauhaus praktizierte<br />

Beschäftigung mit Materialü bungen unter Berü cksichtigung von emotional-expressiver<br />

Selbsterfahrung qualifizierte Maldonado als „Spieltechniken“ ab, die nicht geeignet<br />

seien fü r ein Alter, „das nicht zum Spielen da ist, sondern zur Verantwortung.“ 400 Im<br />

Gegensatz zu Bill, der „grundsätzlich“ das Bauhaus hatte weiterfü hren wollen, sah<br />

129<br />

Maldonado die Rolle des Bauhauses als historisch abgeschlossen an. Gleichwohl maß<br />

er ihm eine entscheidende Position zu; schließlich hatte es seit den zwanziger Jahren<br />

den Weg fü r den modernen Beruf des Industrie-Designers geebnet.<br />

Maldonados unbefangenes Herangehen an das seit den fü nfziger Jahren zunehmend<br />

verklärt dargestellte Bauhaus ist ein herausragendes Wesensmerkmal der Ulmer Bauhaus-Rezeption.<br />

Während man in Deutschland im Allgemeinen in Ehrfurcht erstarrte<br />

und kaum kritische Betrachtungen anstellte, wagte er es, den Wert der Bauhauspädagogik<br />

fü r die moderne Designerausbildung generell anzuzweifeln. Zudem förderte die<br />

intensive Beschäftigung mit den Mechanismen der bundesdeutschen Bauhaus-Rezeption<br />

auch deren Lü cken zu Tage. So verfaßte Claude Schnaidt 401 aus einem Gerechtigkeitsbedü<br />

rfnis heraus eine Monografie zu Hannes Meyer, der bis dahin in der Geschichtsschreibung<br />

vorwiegend stiefmü tterlich, wenn nicht gar diffamierend behandelt<br />

worden war. 402 Ein Grund fü r beider Unbefangenheit mag vielleicht darin gelegen haben,<br />

daßMaldonado aus Argentinien und Schnaidt aus der Schweiz stammte. Als<br />

Ausländer konnten sie die Forschung unbelastet von allen historischen und moralischen<br />

Implikationen betreiben, die dem Bauhaus in der Bundesrepublik zugeschrieben<br />

wurden.<br />

An dieser Stelle wird deutlich, daßdie Sensibilität gegenü ber der damals aktuellen<br />

Bauhaus-Rezeption nicht zuletzt aus dem Bewußtsein resultierte, daßdurch deren<br />

Ergebnisse der öffentliche Blickwinkel auf die Ulmer Institution determiniert wurde.<br />

Schließlich vollzog sich der allmähliche Wandel der Konzeption der HfG eher unter den<br />

399<br />

400<br />

401<br />

402<br />

Maldonado, Tomás: Die Ulmer Hochschule und ein Gegenspieler. In: Schwäbische Donau-<br />

Zeitung (Ulm), 02.11.1957, S. 9.<br />

Ebenda.<br />

Nach einem Studium an der HfG Ulm hatte der 1931 in Genf geborene Architekt in Genf<br />

und Warschau gearbeitet, bevor er 1962 als Dozent an die Abteilung Industrielles Bauen<br />

nach Ulm zurü ckkehrte, wo er bis 1968 tätig war. Vgl. Lindinger (Hrsg.), 1991, S. 274.<br />

Schnaidt (Hrsg.), 1965.

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