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diese Weise zu einer Demonstration der eigenen kulturellen Leistungen im 20. Jahrhundert,<br />

die nun in aller Welt zu bestaunen und zu bewerten war.<br />

Die speziell im Bereich der Malerei bemängelte Beliebigkeit in der Auswahl der Exponate<br />

war wohl generell darauf zurü ckzufü hren, daßman in dem Bestreben, möglichst<br />

alle Bereiche gut abzudecken, zu weit ausgeholt hatte. Dies bedeutete fü r die Architektur,<br />

daßauch Beispiele ausgestellt wurden, die im allgemeinen eher zu den Argumenten<br />

gegen das Bauhaus gehörten. Beispielsweise wurden Modelle der von Gropius<br />

geplanten Siedlung in Berlin Buckow-Rudow gezeigt, der sogenannten Gropiusstadt,<br />

oder anderer Satellitenstädte, bestehend aus großen anonymen Wohnhochhäusern,<br />

die zum damaligen Zeitpunkt bereits im Kreuzfeuer der aufkommenden Funktionalismus-Kritik<br />

standen. Indem man die ausgestellten Architekturentwü rfe vollkommen aus<br />

ihrer zeitlichen Bedingtheit herauslöste, schien die gesamte Entwicklung in Städtebau<br />

und Architektur durch das Bauhaus geprägt zu sein. Auf diese Weise wurden aber<br />

auch diejenigen Kritiker indirekt unterstü tzt, die seit Ende der sechziger Jahre mit ihrer<br />

globalen Verdammung des „Funktionalismus“ auch das Bauhaus fü r die beim Wiederaufbau<br />

gemachten Fehler verantwortlich machten. In Bezug auf die Produktgestaltung<br />

taten sich nach genauerer Betrachtung deutlich Lü cken auf. Die gezeigte Auswahl aus<br />

den Arbeiten Wagenfelds bewirkte den Eindruck, das Bauhaus habe sich vornehmlich<br />

im Bereich der alltäglichen Gebrauchsgegenstände manifestiert. Die unzureichende<br />

Berü cksichtigung der Innenraumgestaltung oder der technischen Geräte ist von heute<br />

aus gesehen schwer nachvollziehbar. Spräche nicht die sonstige Praxis dagegen, nach<br />

der möglichst viele verfü gbare Exponate zur Demonstration eines ungebrochen aktiven<br />

„Bauhaus-Geistes“ zusammengetragen wurden, läge die Vermutung nahe, daßdie<br />

Ausstellungsmacher fü r diese Teilaspekte der Produktgestaltung keine verbindlichen<br />

Aussagen zu treffen vermochten.<br />

Anstatt sich inhaltlich mit dem Phänomen „Bauhaus“ auseinanderzusetzen, kratzte die<br />

Kritik nur vereinzelt am Lack der Veranstaltung und bemängelte die Auswahlkriterien<br />

bezü glich der Exponate oder die als ü bertrieben empfundenen Lobeshymnen; zum<br />

Kernproblem drang sie jedoch nicht vor: War es ü berhaupt legitim, 35 Jahre nach<br />

Schließung des Bauhauses die individuellen und unabhängigen Arbeitsergebnisse der<br />

vormals am Institut Beschäftigten unter dem Gü tesiegel „Bauhaus“ vorzufü hren?<br />

In dem Eifer, die Auswirkungen des Bauhauses bis in die eigene Gegenwart der sechziger<br />

Jahre zu belegen, wurde der Ausbildungsort seines Urhebers zum Aufnahmekriterium<br />

fü r ein Exponat. Um den Eindruck von Wahllosigkeit zu entkräften, wurde „der<br />

Bauhäusler“ von Isaacs aus der Taufe gehoben. Wenn auch an der äußeren Gestalt<br />

der Dinge nicht mehr unbedingt Zusammenhänge ersichtlich wurden, so waren sie alle<br />

durch den „Geist des Bauhauses“ miteinander verknü pft, von dem alle ehemaligen

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