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72<br />

„Als Sitz des Archives erschien den Initiatoren Darmstadt in besonderer Weise<br />

geeignet, weil hier, in der [...] Kü nstlerkolonie auf der Mathildenhöhe, wo neben<br />

anderen auch Peter Behrens tätig war, der vom Bauhaus postulierte Gedanke<br />

der Einheit der Kü nste unter dem Primat der Architektur in mancher<br />

Hinsicht vorweg verwirklicht worden ist. Das Bauhaus-Archiv befindet sich auf<br />

der Mathildenhöhe in engster Nachbarschaft des ähnlichen Aufgaben dienenden<br />

‚Institutes fü r neue technische Form’ und des ‚Rates fü r Formgebung’.“ 222<br />

Mit dieser Begrü ndung wurde die eher pragmatisch zu nennende Wahl Darmstadts als<br />

die einzig logische dargestellt.<br />

Bezü glich der Aufgabenstellung wolle man nicht nur <strong>Dokument</strong>e ü ber das Bauhaus<br />

selbst sammeln und präsentieren, sondern auch Zeugnisse „verwandter Kulturphänomene,<br />

deren Ideengut als unabdinglicher Bestandteil in das moderne Geistesleben<br />

eingegangen ist“. 223 Was genau damit gemeint war, wurde wenig später spezifiziert:<br />

„Das Bauhaus war [...] die wohl strahlendste Manifestation einer geschichtlichen<br />

Entwicklung, die mehr als ein Jahrhundert umspannt: Sie begann um<br />

1850, prägte sich zunächst in der Kunsttheorie und in kunstgewerblichen Reformbewegungen<br />

aus, profilierte sich in der Werkbund-Arbeit und umfaßte<br />

schließlich den gesamten Komplex der freien und angewandten Kü nste, von<br />

der Architektur bis hin zum Industrial Design. Noch dauert diese Entwicklung<br />

fort. [...] sinngemäßbildet die Bauhaus-Epoche das Zentrum, keineswegs jedoch<br />

den alleinigen Inhalt seines Interessen- und Arbeitsgebiets.“ 224<br />

Damit machte sich das Bauhaus-Archiv zum Anwalt der gesamten modernen Kunst-<br />

und Designentwicklung, wie sie sich im Zuge der Industrialisierung seit Mitte des<br />

19. Jahrhunderts ausgeprägt hatte. Zum einen konnte so etwaigen Vorwü rfen entgegengewirkt<br />

werden, man beschäftige sich lediglich mit einem eingeschränkten Teilaspekt<br />

der Kunstgeschichte. Zum anderen wurde es als Zentrum der allgemeinen kulturgeschichtlichen<br />

Entwicklung seit 1850 postuliert, deren Auswirkungen fü r die Gegenwart<br />

immer noch Relevanz besäßen.<br />

Die feierliche Eröffnung des Bauhaus-Archivs fand am 8. April 1961 in Darmstadt statt.<br />

Mit Rü cksicht auf den fast 78-jährigen Gropius war der Festakt erst in allerletzter Minute<br />

um einige Wochen verschoben worden, damit es dem Bauhaus-Grü nder ermöglicht<br />

wurde, seine Verpflichtungen in Berlin mit der Archiv-Einweihung zu verbinden.<br />

Trotz der kurzfristigen Terminänderung waren viele ehemalige Bauhäusler zur Eröffnungsfeier<br />

angereist, unter ihnen Josef Albers, Herbert Bayer, Marcel Breuer, Ludwig<br />

Hilberseimer, Johannes Itten, Gerhard Marcks, Ludwig Mies van der Rohe und Georg<br />

222<br />

223<br />

224<br />

Wingler / Prinz von Hessen und bei Rhein, 1960.<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.

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