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200<br />

einzelne Subsysteme zu untergliedern, die in ihrer Kombination das fertige Produkt<br />

bildeten. Ausgehend von Grundeinheiten, welche die elementaren Bedü rfnisse befriedigten,<br />

sollte mit Ergänzungselementen ein variables System geschaffen werden, das<br />

sich an individuellen Bedü rfnissen möglichst optimal anpassen konnte. Der Nutzen galt<br />

sowohl fü r den Hersteller als auch fü r den Verbraucher. Nicht nur sollten die Produktions-<br />

und Transportkosten der typisierten Einzelelemente gü nstiger werden, sondern<br />

auch der Verbraucher profitierte von der Wandlungsfähigkeit der Produkte.<br />

Die Bemü hungen an der HfG, von Grund auf neu zu gestalten, gingen noch einen<br />

Schritt weiter. In Hinblick auf eine effiziente und kostengü nstige Fertigung wurden die<br />

Basisteile in weitere Einzelelemente aufgelöst, aus denen das komplette System gebildet<br />

werden konnte. Dessen Aussehen hing wesentlich von den Vorstellungen des Verbrauchers<br />

ab, in dessen Hand es lag, aus der großen Palette der Einzelelemente ein<br />

ihm entsprechendes System zu gestalten.<br />

Das repräsentative oder emotionale Moment mußte bei einer solchen, rein funktional<br />

orientierten Gestaltungsmethode zwangsläufig in den Hintergrund treten. Anläßlich der<br />

1963 veranstalteten Wanderausstellung der HFG Ulm spiegelte die Presse das Meinungsspektrum<br />

zu den Arbeiten wider. Nur die wenigsten Besucher empfanden „ihre<br />

kü hle Sachlichkeit [als] wohltuend.“ 607 Stattdessen vermißten die meisten trotz Zweckmäßigkeit<br />

und Klarheit einen gewissen „Charme“. Darü ber hinaus war der Eindruck<br />

weit verbreitet, die Objekte seien zu kü hl, zu nü chtern und seelenlos, als daßsie Laien<br />

gefallen könnten. 608 Dazu kam der auch heute noch vorherrschende Eindruck, alles in<br />

Ulm Gestaltete sei schwarz, weißund grau, der allerdings teilweise aus den vielen<br />

Schwarzweißaufnahmen der Architektur und der Objekte resultierte. 609<br />

„Fast fü hlt man Gewissensbisse, keine Chirurgenmaske mitgebracht zu haben,<br />

so gereinigt von allen Bakterien der Phantasie ist die Luft.“ 610<br />

Die Exponate erinnerten die Besucher eher an ein technisch geprägtes Arbeitsumfeld<br />

denn an den privaten Raum. Damit hatte die HfG unter dem gleichen Mißverständnis<br />

zu leiden, wie das Bauhaus vor dem Krieg, denn ähnliche Assoziationen waren einem<br />

607<br />

608<br />

609<br />

610<br />

Schü tze, Christian: Eleganz ohne Snobismus. Eine Ausstellung der Hochschule fü r Gestaltung.<br />

In: Der Tagesspiegel (Berlin), 07.05.1963. – Schü tze war ü brigens in den Studienjahren<br />

1959/60 und 1962/63 Gastdozent in der Visuellen Kommunikation gewesen.<br />

Das begrabene Ornament (egb). In: Die Welt (Hamburg), 23.05.1964.<br />

Schließlich hatte die Ulmer Sachfotografie eine eigene Typologie entwickelt, nach der das<br />

isoliert betrachtete Objekt in einer zumeist identischen Ansicht aufgenommen wurde. Inszenierungen<br />

von Gebrauchszusammenhängen waren an der HfG unü blich.<br />

Askese als Stil. Ausstellung der Ulmer Hochschule fü r Gestaltung (C.F.). In: Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung (Frankfurt a.M.) 18.05.1963.

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