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Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

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denkbar. Daßes Mitläufer gegeben haben konnte, vernachlässigte Isaacs ebenso wie<br />

die Möglichkeit, daßer entweder keine korrekten oder ü berhaupt keine Angaben von<br />

denjenigen erhalten hatte, die nicht in dieses Klischee paßten.<br />

Isaacs vertrat die Einstellung, daßtrotz der durch Emigration verursachten Verstreuung<br />

der Bauhäusler, die naturgemäßdie Kontakte zwischen den einzelnen Schü lern und<br />

231<br />

Lehrern beschränkt hatte, die wenigen gemeinsam verbrachten Jahre am Bauhaus alle<br />

Beteiligten sozusagen in einer Schicksalsgemeinschaft fü r alle Zeiten miteinander verbunden<br />

hatten:<br />

„keine [...] organisation oder vereinigung ehemaliger schü ler ist notwendig, um<br />

die bindung und die innere verwandtschaft der bauhäusler zum bauhaus und<br />

seinen meistern zu erhalten. keine abzeichen oder schulkrawatten, keine<br />

schü lertreffen oder schulzeitschriften sind nötig, um die zusammengehörigkeit<br />

oder ein leitbild – oder gar den inneren geist – zu bewahren.“ 687<br />

Die Möglichkeit einer Loslösung vom Institut, an dem „der Bauhäusler“ seine Ausbildungszeit<br />

verbracht hatte, und sei sie noch so kurz gewesen, wurde damit fü r den einzelnen<br />

schlichtweg verneint, denn auch bei physischer Abwesenheit wurde eine unbestreitbare,<br />

nach wie vor andauernde innere Verbundenheit mit dem Bauhaus vorausgesetzt:<br />

Einmal Bauhäusler – immer Bauhäusler. Nur wenige schafften es, sich von<br />

diesem pauschalen „Markenzeichen“ zu lösen. Doch was fü r die einen eine Hypothek<br />

bedeutete, war fü r die anderen das Kapital, von dem sie Zeit ihres Lebens zehrten. 688<br />

Neben die subjektiven Erfahrungsberichte und Erinnerungen von prominenten ehemaligen<br />

Bauhäuslern, an denen Stimmung und Grundhaltung der am Bauhaus tätigen<br />

Menschen ablesbar geworden waren, stellte Isaacs seine „objektive“ Charakterisierung<br />

des Bauhäuslers als Spezies. Damit wurde auch der anonymen Masse der unbekannten<br />

Schü ler ein sympathisches Gesicht verliehen.<br />

Der Ausstellungsschwerpunkt lag jedoch bei der <strong>Dokument</strong>ation der Arbeiten, die entweder<br />

am Bauhaus entstanden oder von Bauhäuslern in späterer Zeit geschaffen worden<br />

waren. Dabei wurde der Vorkurs- und Werkstattarbeit ebensoviel Aufmerksamkeit<br />

geschenkt wie den späteren Aktivitäten der ehemaligen Institutsangehörigen auf den<br />

Gebieten Architektur und Produktgestaltung sowie Malerei, Plastik oder Grafik. Als<br />

Beleg fü r die internationale Bedeutung des Bauhauses stammten die Beispiele nicht<br />

687<br />

688<br />

Ebenda, S. 312. – Vgl. dazu auch Schreyer, der bereits 1959 ein Zusammengehörigkeitsgefü<br />

hl konstatiert hatte: „Sobald wir uns begegnen unter dem Zeichen ‚Bauhaus’ und<br />

wenn wir uns auch zu erstenmal sehen, sind wir eins.“ Schreyer, 1959, S. 30.<br />

Zum Unbehagen vor allem der ehemaligen Meister, permanent mit dem Bauhaus in Verbindung<br />

gebracht zu werden, vgl. Rü del, 1969, S. 86.

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