23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

174<br />

Unzufriedenheit der Studierenden auch damit zu tun, daßNonné -Schmidt weder speziell<br />

pädagogisch ausgebildet war noch auf vorherige Lehrerfahrungen zurü ckgreifen<br />

konnte. Dieser Defizite war sie sich durchaus bewußt und betrachtete sich selbst auch<br />

eher als Notlösung, denn als berufene Lehrerin. In einem Brief an Gropius betonte sie,<br />

„daßich mich nicht darum beworben oder bemü ht habe, sondern man hat<br />

mich gefragt. es gibt eben keine lehrer, es herrscht dank der tausend jahre ein<br />

ungeheures vakuum, so daßman auf so eine alte kuh wie mich sich besinnen<br />

muß.“ 531<br />

Als nach Bills Ausscheiden die neue Orientierung der HfG hin zur wissenschaftlichtheoretischen<br />

Ausrichtung immer deutlicher zu Tage trat, zog sie sich vom Unterricht<br />

zurü ck.<br />

Walter Peterhans gehörte im August 1953 ebenfalls zum ersten Kollegium. 532 Neben<br />

einem philosophischen Seminar, das die theoretischen Grundlagen fü r den praktischen<br />

Unterricht liefern sollte und im Rahmen der Kulturellen Integration mit in die Grundlehre<br />

aufgenommen worden war, unterrichtete Peterhans fü r drei Monate das von ihm erst<br />

nach seiner Bauhaus-Zeit am Illinois Institute of Technology entwickelte „visual training“.<br />

Dieses Programm konzentrierte sich besonders auf die Schulung des Auges und<br />

einer intuitiven Ästhetik, die man – im Gegensatz zu Bills Vorstellungen – nicht rational<br />

belegen, sondern „erfü hlen“ sollte. Im Vordergrund stand demnach keinesfalls das aktive<br />

Erlernen von bestimmten Techniken oder Fähigkeiten, obgleich Peterhans absolute<br />

Perfektion und Professionalität im Umgang mit Materialien und Werkzeugen forderte.<br />

Vielmehr beinhalteten seine Ü bungen ein meditatives Element, das dem Studenten<br />

die Möglichkeit eröffnen sollte, in die eigenen Erfahrungswelten einzudringen<br />

und diese zu verarbeiten. Damit fü r alle Studierenden die gleichen Ausgangsvoraussetzungen<br />

gegeben und die Arbeiten optimal miteinander vergleichbar waren, wurden<br />

Papiersorten und -größen vorgeschrieben. 533 Zum Beispiel bestand der erste Schritt<br />

der Ü bungen zur Flächengliederung darin, freihändig aus schwarzem Karton Streifen<br />

zu schneiden, deren Abmaße genau vorgeschrieben waren. Mit ihnen sollten weiße<br />

Flächen strukturiert oder geordnet werden. (Abb. 43) Den Studierenden blieb jeweils<br />

531<br />

532<br />

533<br />

Nonné -Schmidt, Helene: Brief an Walter Gropius vom 21.12.1953; zitiert nach Seckendorff,<br />

1989, S. 95.<br />

1929 war der Mathematiker und Philosoph mit Meisterbrief fü r Fotografie von Hannes<br />

Meyer an das Dessauer Bauhaus berufen worden, wo er die Werkstatt fü r Fotografie leitete.<br />

Seit 1938 lebte er in Chicago, wo er durch Vermittlung von Mies van der Rohe am Illinois<br />

Institute of Technology Professor wurde. Zur Biografie vgl. Fiedler (Hrsg.), 1990,<br />

S. 352.<br />

Vgl. Albers, Ingela: Von der Linie zum Raum. Erinnerungen an den Unterricht von Walter<br />

Peterhans. In: Archiv der Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.), 1993, S. 28.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!