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fen. 237 Andere Stimmen gingen so weit, zu behaupten, daßder „sogenannte amerikanische<br />

Stil [...] im Grunde Bauhaus-Stil“ sei. 238 Deutlich konnte man aus den Artikeln den<br />

Stolz herauslesen, daßder mittlerweile das gesamte Zeitalter repräsentierende „Stil“<br />

von deutsch(stämmig)en Architekten initiiert worden war. Es fiel den Kritikern der sechziger<br />

Jahre doppelt leicht, die „verlorenen Söhne“ des Neuen Bauens wieder daheim<br />

aufzunehmen, denn zum einen hatten sie im Ausland und vor allem in den USA große<br />

Erfolge feiern können und zum anderen waren sie durch ihre rechtzeitige Emigration<br />

ü ber jegliche ideologische Verdächtigung erhaben. Grundsätzlich betrachtete man die<br />

Grü ndung des Archivs als eine Art Wiedergutmachungsakt fü r die vielen, durch den<br />

Nationalsozialismus vertriebenen oder verfemten Kü nstler und Gestalter. 239<br />

„Die schöpferischen Kräfte, die einst emigrieren mußten, treten nun, freilich<br />

auf veränderte Weise, wieder unter uns: legitimiert durch weltweite Arbeiten<br />

und einen Stil, von dem niemand mehr zweifelt, daßer unser Zeitalter repräsentiert.<br />

Walter Gropius und Mies van der Rohe sind immer noch die meistbeschäftigsten<br />

(auch die teuersten) Architekten der Welt.“ 240<br />

Durch die Grü ndung des Archivs habe das Bauhaus in der Bundesrepublik endlich<br />

seine ihm gebü hrende Achtung erfahren, wie dies in den USA und in anderen Ländern<br />

der Welt längst geschehen sei. Man solle nun endlich auch in Deutschland mit der<br />

Pflege des Erbes beginnen und dafü r Sorge tragen, daßniemand mehr „mit dem Namen<br />

‚Bauhaus’ und seinen kü nstlerischen Ergebnissen Schindluder“ treiben könnte. 241<br />

Manche meinten sogar in der Bauhaus-Idee eine heilsbringende Botschaft zu erkennen,<br />

denn sie sei<br />

„eine geistige Haltung, die zu allen Zeiten gefordert sein mü ßte, wenn der<br />

Mensch sich auf sein Menschsein besinnt. Man könnte sie fast eine Religion<br />

nennen, wenn Glaube und Kunst noch eine echte Synthese bildeten.“ 242<br />

Auch wenn solche ü berspitzten Interpretationen die Ausnahme waren, so manifestiert<br />

sich an ihnen die große Sehnsucht nach einer bedeutungsvollen und vor allem anerkannten<br />

kulturellen Identität jener Zeit. Das Bauhaus schien alle erforderlichen Merk-<br />

237<br />

238<br />

239<br />

240<br />

241<br />

242<br />

Weber, Wilhelm: Das Bauhaus-Archiv in Darmstadt. In: Kölnische Rundschau (Köln),<br />

13.04.1961.<br />

Petersen, Jü rgen: Revolutionäre der zwanziger Jahre. In: Hamburger Abendblatt (Hamburg),<br />

11.04.1961.<br />

Vgl. dazu auch Weber, Wilhelm: Die Avantgarde kam ins Museum. Zur Eröffnung des Bauhaus-Archivs.<br />

In: Saarbrü cker Zeitung (Saarbrü cken) 10.04.1961.<br />

Petersen, Jü rgen: Eine Idee kann nun studiert werden. In: Rheinische Post (Dü sseldorf),<br />

12.04.1961.<br />

Vogt, Gü nther: Gropius: mehr als Legende. In: Kölner Stadtanzeiger (Köln), 12.04.1961.<br />

Pfeiffer, Gü nter: Die Bauhaus-Idee wird nie historisch. In: Wiesbadener Tageblatt (Wiesbaden),<br />

13.04.1961.

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