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nachvollziehen, da er die Manipulationen des nationalsozialistischen Regimes nicht am<br />

eigenen Leib erfahren hatte. Zum anderen plante er aber auch weitreichender und erkannte,<br />

daßdieser Punkt bald von allein in den Hintergrund treten wü rde. Dementsprechend<br />

entwickelte Bill ein allgemeingü ltiges Konzept, das auch ü ber die Grenzen hinweg<br />

Interesse wecken sollte.<br />

Dabei orientierte sich Bill deutlich an dem von László Moholy-Nagy in Chicago geleiteten<br />

Institute of Design, 340 mit dem er auch nach Moholy-Nagys Tod in Kontakt stand,<br />

da dessen Amtsnachfolger Serge Chermayeff ihn regelmäßig ü ber das Programm des<br />

Institutes informiert hatte. Bill versuchte eine Synthese zwischen den politisch-literarischen,<br />

wie sie von den Ulmern gewü nscht waren, und den gestalterischen Fächern,<br />

kombiniert mit allgemeinbildenden wissenschaftlichen Disziplinen und dem Vorkurs,<br />

den er noch aus seiner eigenen Bauhauszeit her kannte.<br />

Nachdem Bill 1950 den ersten, zusammen mit Scholl und Aicher entworfenen Lehrplan<br />

mit der Bitte um Stellungnahme an Gropius geschickt hatte, erinnerte dieser daran,<br />

daßer am Bauhaus schlechte Erfahrungen mit einer Vermischung von Politik und Gestaltung<br />

gemacht habe. Stattdessen verwies er auf die Gewichtung des Chicagoer<br />

Lehrplans:<br />

„Ich wü rde Architektur und Städtebau an die Spitze stellen, danach product<br />

design und wü rde die ü brigen Gebiete in einer Form einordnen, wie Sie sie<br />

unter ‚general subjects’ aufzählen. Ein ähnlicher Versuch, den Moholy-Nagy<br />

gemacht hatte, war erfolgreich, und Chermayeff hat diese Linie beibehalten<br />

und ausgebaut. Die Fü hrung mußmeiner Ansicht nach klar und eindeutig in<br />

die Richtung des Hauptgebietes laufen... ich schicke Ihnen mit gleicher Post<br />

ein Bulletin vom ID in Chicago, in dem die Verteilung von Studien in Soziologie,<br />

Geschichte und Ö konomie meiner Ansicht nach richtig vorgenommen ist<br />

als notwendiger Hintergrund.“ 341<br />

Moholy-Nagy hatte als Erweiterung des Bauhaus-Gedankens allgemeine politische<br />

Studien mit in seine Lehre einfließen lassen, was Bill sehr gelegen kam. Mit Hilfe von<br />

Gropius konnte er nun bei Scholl und Aicher eine Schwerpunktverlagerung hin zu den<br />

gestalterischen Fächern erreichen. Insgesamt jedoch wollte Bill sich am Lehrplan des<br />

Institute of Design allenfalls anlehnen, statt ihn im Ganzen zu ü bernehmen, da er fü r<br />

ihn „eher eine mechanisierung des bauhausgedankens darstellt als eine wirkliche wei-<br />

340<br />

341<br />

1937 als „New Bauhaus“ gegrü ndet; 1939 Neugrü ndung als private „School of Design“; seit<br />

1944 in „Institute of Design“ umbenannt. Nach Moholy-Nagys Tod im Jahre 1946 leitete<br />

Serge Chermayeff das Institute bis 1951. – Vgl. dazu auch Seckendorff, Eva von: HfG: Außer<br />

Bauhaus nichts gewesen? In: Bauhaus-Archiv Berlin (Hrsg.): 50 Jahre New Bauhaus.<br />

Bauhaus-Nachfolge in Chicago. Ausstellungskatalog Berlin, 1987, S. 89.<br />

Gropius, Walter: Brief an Max Bill vom 28.05.1950. Zitiert nach Seckendorff, 1987, S. 91.

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