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165<br />

Der Rü ckgriff auf den legendären Bauhaus-Vorkurs wurde sowohl in den fü nfziger Jahren<br />

als auch in der späteren Rezeption allgemein als Indiz fü r eine seriöse Fortfü hrung<br />

der Bauhaus-Prinzipien begriffen, zumal es Bill gelungen war, in den ersten beiden<br />

Studienjahren ehemalige Lehrer des Bauhauses als Gastdozenten zu verpflichten.<br />

Dabei wurde jedoch ü bersehen, daßsich Bills pädagogischen Vorstellungen keineswegs<br />

mit denen der Gastdozenten deckten. Und auch die ehemaligen Bauhauslehrer,<br />

die nacheinander fü r kurze Zeit Ulm besuchten, verfolgten unterschiedliche Ziele mit<br />

ihren Ü bungen. Schließlich entwickelte Maldonado eine eigene Pädagogik, indem er<br />

die Vorstellungen Bills weiterfü hrte. Erst in der Zusammenschau all dieser unterschiedlichen<br />

Aspekte wird die Besonderheit der Ulmer Pädagogik in den fü nfziger Jahren<br />

deutlich.<br />

5.3.2.1. Max Bill: Erziehung zur Formgestaltung<br />

Wie schon am Bauhaus, sollte die Ulmer Grundlehre den Studierenden dabei helfen,<br />

sich von allem konventionellen, die Kreativität lähmenden Ballast zu befreien und eigene<br />

Wege zu beschreiten. Die zum Teil aus dem Ausland stammenden Studierenden<br />

hatten die unterschiedlichsten Bildungswege hinter sich, manche hatten bereits eine<br />

abgeschlossene Berufsausbildung, andere ein Studium absolviert. 500 Mit Hilfe der<br />

grundkursspezifischen Fächer im ersten Studienjahr sollten die Studenten erst einmal<br />

auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden.<br />

Dieser gemeinsame Nenner, der sich aus Bills Gestaltungsverständnis ergab, 501 sollte<br />

in der Ü berzeugung bestehen, daßdie moderne Gestaltung rein funktionale Aspekte<br />

mit einem adäquaten Maßan neutraler, allgemeingü ltiger Ästhetik zu einem stimmigen<br />

Ganzen zu vereinen hatte. Als Bauhäusler hatte Bill selbst bei Gropius gelernt, vor allem<br />

die Wesensforschung als Grundlage fü r die Funktionalität eines Gegenstandes zu<br />

betrachten, dessen Schönheit durch eine gute Ordnung aller so entwickelten Komponenten<br />

gewissermaßen garantiert sei. 502 Fü r den HfG-Grü nder Bill hingegen stellte die<br />

Forderung nach Zweckmäßigkeit von Gebrauchsgegenständen zwar mittlerweile eine<br />

500<br />

501<br />

502<br />

Dieser „zweite Bildungsweg“ erklärte sich nicht zuletzt aus den Lebensumständen der<br />

Nachkriegszeit, insofern, daßdie Studenten zur Sicherung der Existenz zuerst ein Handwerk<br />

erlernt hatten und sich dann mit einer zunehmenden wirtschaftlichen Stabilisierung zu<br />

einem Studium an der HfG entschließen konnten. Zu den sich daraus ergebenden Problemen<br />

vgl. Seeling, 1985, S. 103-104.<br />

Vgl. dazu [Staber, Margit]: Hochschule fü r Gestaltung Ulm. Die Grundlehre. In: Schwäbische<br />

Donau-Zeitung (Ulm), 09.04.1955.<br />

Gropius, 1925, S. 6.

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