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99<br />

Aufgrund seines in Deutschland einzigartigen Ausbildungsmodells und der besonderen<br />

Aufmerksamkeit, die der Hochschule zuteil wurde, ist die HfG 30 Jahre nach ihrer<br />

Schließung mittlerweile selbst historisch geworden. Demzufolge spiegelt sich in ihrer<br />

Rezeption auch der jeweilige Stand der Bauhaus-Rezeption wider, indem im Laufe der<br />

Jahre die neu gewonnenen Ergebnisse der Bauhaus-Forschung mit in die Betrachtungen<br />

ü ber die HfG einflossen oder Anregung gaben fü r die Themenwahl. So veranstaltete<br />

das Bauhaus-Archiv zum Beispiel 1990 eine Ausstellung ü ber die Fotografie am<br />

Bauhaus, 300 und im darauffolgenden Herbst zeigte das HfG-Archiv in Ulm eine Ausstellung<br />

ü ber die Fotografie an der Ulmer Hochschule. 301<br />

Darü ber hinaus ist zu beachten, daßdie Rezeption der HfG durch ähnliche Mechanismen<br />

determiniert wird wie die Bauhaus-Rezeption. Auch die HfG versuchte, durch eine<br />

intensive Selbstdarstellung die eigenen Positionen zu popularisieren, wobei das positiv<br />

konnotierte Schlagwort „Bauhaus“ vor allem in der Grü ndungszeit, aber auch kurz vor<br />

der Schließung der HfG fü r die eigenen Interessen instrumentalisiert wurde. Ebenso<br />

waren es in beiden Fällen vornehmlich die ehemaligen Lehrer und Schü ler, die nach<br />

Schließung der Institute ü ber die jeweilige Hochschule publizierten, um sie nicht in<br />

Vergessenheit geraten zu lassen. Daraus wiederum resultierten erste Ausstellungen,<br />

die einer breiteren Ö ffentlichkeit Einblick in die Arbeit der Institute gewährten und den<br />

Boden fü r weitere Untersuchungen bereiteten. Schließlich wurden fü r beide Schulen<br />

Archive gegrü ndet, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Nachlaßverwaltung<br />

widmeten, aus ihrem Fundus sowohl Ausstellungen als auch Publikationen zusammenstellten<br />

und dadurch das offizielle Bild maßgeblich beeinflußten.<br />

Die Ulmer selbst lieferten durchaus differenzierte Analysen ü ber das Bauhaus, da sie<br />

ihre eigene Arbeit in seiner geistigen Tradition sahen, wenngleich diese in der breiten<br />

Ö ffentlichkeit zumeist unbeachtet blieben. 302 Erfolgreicher war Max Bill mit seinen Angriffen<br />

gegen die Ulmer Hochschule, die er nach seinem Abschied immer wieder publizierte.<br />

Verglich er sich anfangs noch andeutungsweise mit Hannes Meyer, 303 so verhielt<br />

er sich später ähnlich wie Gropius, indem er seinen Nachfolgern bescheinigte, sie<br />

300<br />

301<br />

302<br />

303<br />

Bauhaus-Archiv Berlin, 04.02.-22.04.90; danach vier weitere Stationen in der Bundesrepublik,<br />

der Schweiz und Frankreich; Katalog: Fiedler (Hrsg.), 1990.<br />

HfG-Archiv Ulm 29.09.-10.01.91, Bauhaus-Archiv Berlin 26.11.91-20.01.92; Katalog: Archiv<br />

der Hochschule fü r Gestaltung Ulm (Hrsg.): Objekt + Objektiv = Objektivität? Ausstellungskatalog<br />

Ulm, 1991.<br />

Vgl. Maldonado, Tomás: Neue Entwicklungen in der Industrie und die Ausbildung des Produktgestalters.<br />

In: ulm (Ulm), 1958, Nr. 2, S. 25-40; oder ders., 1963.<br />

Vgl. Bill, Max: „Mein Rü cktritt – ein perfider Hinauswurf“ In: Neu-Ulmer Zeitung (Neu-Ulm),<br />

18.01.1963; und Meyer, Hannes: Mein Hinauswurf aus dem Bauhaus. Ein offener Brief an<br />

Oberbü rgermeister Hesse, Dessau. In: Das Tagebuch (Berlin), 11, 1930, Nr. 33.

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