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lenlage schwer zu beantworten. 549 Grundsätzlich richtete sich jedoch Ittens Auffassung<br />

von Erziehung auf den gesamten Menschen und endete keinesfalls bei dessen gestalterischen<br />

Fähigkeiten. Fü r ihn war kü nstlerische Tätigkeit gleichzeitig immer auch<br />

individueller Selbstausdruck, der aus dem Inneren der Seele nach außen transportiert<br />

werden wollte. Dementsprechend war seine Lehre nicht auf ein spezifisches Berufsbild<br />

hin orientiert, sondern auf die ganzheitliche Ausbildung des gesamten Menschen, der<br />

sich dann aus einem ureigenen Bedü rfnis heraus kreativ betätigte. 550 Um dafü r optimale<br />

Voraussetzungen zu schaffen, begann er seine Stunden, ebenso wie dreißig<br />

Jahre zuvor am Bauhaus, mit gymnastischen Lockerungsü bungen fü r Geist und Körper.<br />

(Abb. 47) Die Studenten machten dies mit gemischten Gefü hlen mit, die von Belustigung<br />

bis Unverständnis reichten. 551<br />

Ittens Farbenlehre basierte im Gegensatz zu der von Bill an der HfG etablierten Vorstellung<br />

einer „objektiven“ Gestaltung grundsätzlich auf rein „subjektiven“ Grundlagen.<br />

Er maßeinzelnen Farben emotionale oder metaphysische Qualitäten bei und ging sogar<br />

so weit, jedem einzelnen Charakter seine eigene spezifische Farbe zuzuordnen. 552<br />

Im Idealfall sollte der schöpferisch begabte Mensch jenseits aller systematischen<br />

Farbtheorien einen individuellen Weg beschreiten:<br />

„Lehren und Theorien sind gut fü r die schwachen Stunden. In den starken<br />

Stunden lösen sich die Probleme aus der Intuition, wie aus sich selbst.“ 553<br />

Verglichen mit dem Bauhaus, wo die Lehren Ittens bei den Studierenden auf fruchtbaren<br />

Boden gefallen waren, reagierte man dreißig Jahre später distanzierter. Die subjektiven<br />

Auslegungen und Bewertungskriterien waren fü r die Studenten schwer nachvollziehbar,<br />

vor allem da sie ansonsten an der HfG in einer rational orientierten Umgebung<br />

lebten. 554<br />

549<br />

550<br />

551<br />

552<br />

553<br />

554<br />

Ü ber die Schwierigkeiten, die Vorkurse, die Itten am Bauhaus durchfü hrte, aus heutiger<br />

Sicht zu rekonstruieren, vgl. Wick, Rainer K.: Zwischen Rationalität und Spiritualität – Johannes<br />

Itten Vorkurs am Bauhaus. In: Bothe, Rolf / Hahn, Peter / von Tavel, Hans Christoph<br />

(Hrsg.): Das frü he Bauhaus und Johannes Itten. Ausstellungskatalog Stuttgart, 1994,<br />

S. 124 ff.<br />

Vgl. dazu Wick, Itten, 1994, S. 137-138.<br />

Seckendorff, 1989, S. 106.<br />

Zur sogenannten „Ganzheitsthese“ vgl. in diesem Zusammenhang Neu, Till: Von der Gestaltungslehre<br />

zu den Grundlagen der Gestaltung: von Ittens Vorkurs am Bauhaus zu wissenschaftsorientierten<br />

Grundlagenanalysen. Ravensburg, 1978, S. 50-51.<br />

Vgl. Itten, Johannes: Mein Vorkurs am Bauhaus. Ravensburg, 1963, S. 7.<br />

Vgl. Archiv der Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.), 1993, S. 23.

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