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gentliche plastik, liegt nicht aussen, sondern innen.“ 496 Ü bertragen auf die Architektur<br />

der HfG-Bauten hieße dies, daßdie eigentliche Schule, also die geistig-konzeptionelle<br />

Auseinandersetzung mit Gestaltung, erst im Bauinneren offenbar wird, während die<br />

Architektur nur den Rahmen liefert.<br />

Darü ber hinaus erinnert die abstrakte Staffelung von einem dunklen äußeren zu einem<br />

hellen inneren Quadrat an die Hommage to the Square, wie sie Josef Albers seit 1949<br />

verfolgte. (Abb. 31) Da der ehemalige Bauhäusler während der Bauzeit in Ulm gewesen<br />

war, um unter anderem ü ber Farbe zu unterrichten, ist es wahrscheinlich, daß<br />

auch ü ber seine Arbeiten zu diesem Zyklus gesprochen wurde und sie den Ulmern<br />

präsent waren. Ähnlich wie Albers immer wieder die Veränderlichkeit der Farbwahrnehmung<br />

in unterschiedlichen Kombinationen untersuchte, thematisieren die Fotografien<br />

der Ulmer Gebäude die unterschiedlichen Raumwahrnehmungen durch verschiedene<br />

Perspektiven. Dabei spielte vor allem das Zusammenspiel von Innen- und Außenraum,<br />

von Nah und Fern, eine wesentliche Rolle, was auch die häufig fotografierten<br />

„Durchblicke“ in die Donauebene belegen.<br />

Zu den spektakulärsten Aufnahmen des Bauhausgebäudes gehören die Nachtaufnahmen,<br />

die das hell erleuchtete Gebäude wie einen hellen Stern erscheinen ließen. Zeitgenossen<br />

nannten es einen „Riesenlichtkubus“, 497 der mit seinen stark durchfensterten<br />

Fassaden eine bis dahin nicht gekannte Leuchtkraft entwickelte, so daßsich seine<br />

stofflichen Grenzen aufzuheben schienen. (Abb. 32) Das auf diese Weise entmaterialisierte<br />

Gebäude wurde zum Symbol seiner Idee stilisiert, deren Ausstrahlung ü ber den<br />

rein optischen Effekt hinaus die Dunkelheit erleuchtete. Um diese Wirkung erzielen zu<br />

können, mußte allerdings die Nacht rabenschwarz und die Beleuchtung gleißend sein.<br />

Ein solcher Effekt war bei den Ulmer Fotografien nicht intendiert. Vielmehr war das<br />

nächtliche Erscheinungsbild der HfG-Bauten durch den regelmäßigen Wechsel von<br />

Licht und Schatten charakterisiert, so daßdie strenge Gliederung von Wand- und Fensterflächen<br />

deutlich hervortrat und auf diese Weise die Nacht rasterte. (Abb. 33)<br />

Gleichzeitig wirkten die Aufnahmen wie Negativabzü ge, bei denen nicht nur Helligkeit<br />

zur Dunkelheit wird, sondern auch das Stoffliche immateriell und umgekehrt. Die abschirmenden<br />

Außenmauern treten zurü ck und der helle Inhalt der Gebäude wird zum<br />

wesensbestimmenden Faktor. Im Gegensatz zu den Dessauer Aufnahmen, bei denen<br />

der Betrachter durch das gleißende Licht geblendet zu sein scheint, achtete der Ulmer<br />

496<br />

497<br />

Bill, Max: ein denkmal. [1952] In: Hü ttinger, Eduard: Max Bill. Skulpturen, Gemälde, Graphik.<br />

Stuttgart, 1987, S. 132.<br />

Schwalacher, Nelly: Das neue Bauhaus. In: Abendblatt der Frankfurter Zeitung (Frankfurt),<br />

31.10.1927; zitiert nach: Kentgens-Craig, 1998, S. 43.

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