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5.3.1.1. Eine Schule baut eine Schule: Gemeinschaftswerk oder Gesamtwerk ?<br />

Als designierter Direktor hatte sich Bill die Aufgabe der Planung der Schulgebäude<br />

gesichert, 467 und nach anfänglich kontroversen Diskussionen erreichte er einen<br />

vollständigen Neubau auf dem Gelände des Oberen Kuhbergs in Ulm. 468 Die<br />

Grundsteinlegung erfolgte Anfang September 1953, das Richtfest fü r den ersten Bauabschnitt<br />

wurde am 5. Juli 1954 gefeiert. 469<br />

Der Planungsprozeßwar im wesentlichen durch die enge Teamarbeit von Bill und Aicher<br />

geprägt. Aicher berichtete rü ckblickend, die lockere Staffelung der verschiedenen<br />

Bauteile sei seine Idee gewesen, während Bill ursprü nglich einen monolithischen Bau<br />

favorisiert habe, der auf die geografischen Gegebenheiten keinerlei Rü cksicht genommen<br />

hätte. 470 Grundsätzlich brachten jedoch beide gleichberechtigt ihre Ideen ein und<br />

verabschiedeten einvernehmlich den ausgefü hrten Entwurf, obwohl stets ausschließlich<br />

Bill als Urheber genannt wurde. Eine ü berzeugende Planung war um so dringlicher,<br />

als der Entwurf auch gegenü ber den amerikanischen Geldgebern durchgesetzt<br />

werden mußte, die eine Campus-Anlage nach Art des amerikanischen Hochschultypus<br />

bevorzugten. Sie favorisierten ein Schuldorf, das vornehmlich aus multifunktionalen<br />

Aufenthalts- und Unterrichtsräumen bestehen und von kleinen Wohngruppen genutzt<br />

werden sollte. Obgleich die Ulmer Planungen auch in Richtung eines solchen Campus’<br />

liefen, war Bill entschieden gegen die Vermischung von unterschiedlichen Funktionen<br />

innerhalb eines Raumes, die in der Realisierung erheblich kostengü nstiger gewesen<br />

wäre. Trotz aller Widrigkeiten konnte der von Bill und Aicher ausgearbeitete Entwurf<br />

durchgesetzt werden, wobei allerdings aufgrund der beschränkten finanziellen Möglichkeiten<br />

die Verwendung von Sachspenden beim Bau erforderlich wurde, die zum<br />

Teil nur unverbindlich zugesagt worden waren. Aufgrund der Zurü cknahme einer anfangs<br />

in Aussicht gestellten Stahlspende mußte Bill beispielsweise von seinem Vorhaben<br />

abrü cken, einen Stahlskelettbau zu errichten, und verwendete stattdessen dank<br />

einer Zusage der Zementindustrie eine Eisenkonstruktion. 471 Ebenso gab eine Materi-<br />

467<br />

468<br />

469<br />

470<br />

471<br />

Bill forderte regelrecht von Inge Scholl, daßihm nicht nur die Leitung der Architekturabteilung<br />

innerhalb der Hochschule, sondern auch der Generalauftrag fü r die Errichtung sämtlicher<br />

zu bauender Gebäude der Geschwister-Scholl-Stiftung ü bertragen werde. Vgl. Bill,<br />

Max: Brief an Inge Scholl vom 18.07.1950. [HfG-A]<br />

Zu den unterschiedlichen Vorstellungen ü ber Bauplatz und -gestalt vgl. Rinker, Dagmar:<br />

Planungsprozeß. In: Quijano (Hrsg), 1998, S. 19-30.<br />

Die ersten Pläne sahen noch ein Erweiterungsbau mit ergänzenden Studentenwohntü rmen<br />

vor.<br />

Vgl. Rinker, 1998, S. 25.<br />

Vgl. Seckendorff, 1989, S. 67.

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