23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

156<br />

schiedlichen Blickwinkel fü gen sich die einzelnen Komponenten zu einem „geschlossenen“<br />

Bild und verschmelzen im Bau zu einer homogenen Einheit.<br />

Im Gegensatz zum Bauhausgebäude beherbergte die Bundesschule des ADGB in<br />

Bernau seine Schü ler nur fü r eine eng begrenzte Zeit. Die nur vier Wochen dauernden<br />

Seminare fü r die Gewerkschaftsfunktionäre mußten sich zwangsläufig auch auf den<br />

Bau auswirken. Da die Teilnehmer der Schulungen in der Regel in der produzierenden<br />

Industrie tätig waren, sollte die Anlage unter anderem einen hohen Erholungswert besitzen,<br />

der sich in einer möglichst harmonischen Einbindung in die Natur äußerte.<br />

Dementsprechend errichtete Meyer einen Ziegelbau, der sich in vielen Bereichen in die<br />

Natur öffnete, den Blick auf den benachbarten See freigab sowie Aufenthaltsmöglichkeiten<br />

im Freien vorsah. (Abb. 20)<br />

Auch die Baukörper der Bernauer Schule zeichneten sich durch eine klare Funktionstrennung<br />

aus, wobei sie allerdings nicht miteinander verschliffen, sondern aneinandergesetzt<br />

wirken, ohne daßein klar zu definierendes Zentrum auszumachen wäre. Ausgehend<br />

vom Eingangsgebäude, das neben Kü che und Mensa auch die große Aula<br />

beherbergte, gelangte der Schü ler ü ber den Glasgang an der Nordwestseite der Anlage,<br />

entlang an den davon abzweigenden Wohngebäuden in den abschließenden<br />

Trakt, der sowohl Bibliothek und Hörsäle als auch eine Turnhalle beherbergte. Im Gegensatz<br />

zum Bauhausgebäude und auch zu Ulm plazierte Meyer den Wohnbereich der<br />

Schü ler nicht an ein Ende der Anlage, sondern in die Mitte. Dieser Bereich ist geprägt<br />

durch die leicht versetzte Aneinanderreihung von vier dreistöckigen Gebäuden, die in<br />

Unterteilung und Gestaltung identisch waren.<br />

Sowohl die Abfolge als auch die Gestaltung der einzelnen Bauteile war aufgrund von<br />

akribisch aufgestellten Funktionsdiagrammen durch die beteiligten Studenten genau<br />

erarbeitet worden. Von den 60 Zweier-Wohnräumen war es ebenso weit zur Turnhalle<br />

wie zum Gemeinschaftsbereich. Auf dem Weg dorthin mußte jeder zwangsläufig durch<br />

den erdgeschossigen Glasgang, der die moderat klimatisierte Hauptschlagader des<br />

Schulkomplexes bildete. Damit reagierten die Architekten auf die spezifischen Bedü rfnisse<br />

der Gewerkschaftsschule, die in einem besonderen Maße auf das solidarische<br />

Gemeinschaftsgefü hl basierten. Entsprechend viel Raum wurde den außerhalb des<br />

Lehrplans stattfindenden Begegnungen eingeräumt.<br />

Die vollständige Verglasung des Erschließungsganges ermöglichte nicht nur den Blick<br />

auf die Lebens- und Arbeitsvorgänge innerhalb des Gebäudes. Vielmehr konnte der<br />

Gang als ein vermittelndes Glied zwischen Innen und Außen, zwischen Gewerkschaft<br />

und Gesellschaft betrachtet werden. Fü r Gropius hingegen war die Verglasung des<br />

Werkstattflü gels Zeichen dafü r, daßsich hier der Kristallisationspunkt seiner Idee

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!