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hätten Verrat an der Grü ndungsidee begangen und seien deshalb fü r ihr Scheitern<br />

selbst verantwortlich. 304 Als die HfG 1968 gegen ihre Schließung kämpfte, versuchte<br />

sie, mittels des Schlagwortes „Bauhaus“ eine Sensibilisierung der Ö ffentlichkeit zu<br />

erreichen. Doch die Flugblätter mit der Ü berschrift Bauhaus Weimar – Exodus 1, Hochschule<br />

für Gestaltung Ulm – Exodus 2 konnten ebensowenig eine Wende der Geschehnisse<br />

bewirken wie die Demonstrationen anläßlich der Eröffnungsfeierlichkeiten<br />

fü r die Ausstellung 50 jahre bauhaus in Stuttgart. Die baden-wü rttembergische Landesregierung<br />

zeigte sich bekanntlich unbeeindruckt von der Solidaritätsbekundung des<br />

89-jährigen Walter Gropius.<br />

Auch wenn diese Rettungsversuche zur damaligen Zeit keinerlei Erfolg hatten, so bewirkten<br />

sie postum eine Aufwertung der Institutsgeschichte der HfG durch die Rezeption,<br />

indem beiden Instituten ein gemeinsames Schicksal zugesprochen wurde. Die<br />

Parallelen wurden bezü glich ihrer kurzen Existenz, Arbeit unter ständiger öffentlicher<br />

Kritik und schließlich ihrer Schließung unter politischen Vorzeichen gesehen. Insbesondere<br />

der letztgenannte Aspekt bildete in den siebziger Jahren den Ansatz fü r eine<br />

Ü berhöhung der HfG, ähnlich der Mystifizierung des Bauhauses in der Nachkriegszeit.<br />

305<br />

Die Frage nach einer Bauhaus-Rezeption an der Ulmer HfG wurde in der bisherigen<br />

Forschungsliteratur zumeist mit Stereotypen beantwortet. 306 Ihnen zufolge habe die<br />

HfG lediglich unter ihrem Grü ndungsdirektor Bill als Nachfolgeinstitut gelten können.<br />

Als Belege dafü r wurden vor allem Bills Studienzeit am Dessauer Bauhaus, die Ü bernahme<br />

der Vorlehre in den Ausbildungsplan sowie Gastdozenturen von ehemaligen<br />

Bauhaus-Lehrern in den Jahren 1953 bis 1955 angefü hrt. Darü ber hinaus habe Walter<br />

Gropius durch seine Anwesenheit bei den offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten 1955 in<br />

Ulm das Institut als Nachkomme des Bauhauses anerkannt. Als Bill aufgrund von konzeptionellen<br />

und persönlichen Unstimmigkeiten die HfG verließ, sei mit ihm auch der<br />

„Bauhaus-Geist“ verschwunden. Ebenso unkritisch wurde in der Forschung bislang<br />

wiederholt, daßnach Bills Weggang eine rigorose Abkehr von den Prinzipien des Bau-<br />

304<br />

305<br />

306<br />

Vgl. Bill, Max: Die kü nstlerische Krise. Ulms Gestalter brauchen keine Selbständigkeit. In:<br />

Christ und Welt. Beilage des Rheinischen Merkurs (Köln), 23, 1968, Nr. 9, S. 17.<br />

Die jü ngste erschienene Dissertation des Historikers René Spitz bewertet die politischen<br />

Einflü sse auf die HfG erstmalig unter neuen Prämissen. Spitz, René : Die politische Geschichte<br />

der Hochschule fü r Gestaltung Ulm (1953-1968). Dissertation Köln, 1997.<br />

Vgl. Erlhoff, Michael: Bundes-Bauhaus. In: Westermanns Monatshefte (Mü nchen), 1985,<br />

Nr. 7, S. 22-30; Seckendorff, 1989; Ristant, Ulm, 1990; Grohn, 1991, S. 58 ff.

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