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113<br />

worunter neben Soziologie, Ö konomie, Politik, Psychologie, Philosophie und Zeitgeschichte<br />

auch Kunst subsumiert wurde. Darü ber hinaus sollte ein Institut für Produktform<br />

Aufträge von Seiten der Wirtschaft und eigene Forschungs- und Entwurfsarbeiten<br />

durchfü hren.<br />

An der Zusammenstellung dieses Fächerkanons läßt sich eine Mehrzahl unterschiedlicher<br />

Interessen ablesen. Das Institut für Produktform war vornehmlich aus pragmatischen<br />

Grü nden entstanden. Da die Länderregierungen nur Steuerfreiheit und Absetzbarkeit<br />

von Spenden gewährten, wenn wissenschaftliche an Forschungstätigkeit gekoppelt<br />

war, hatte die Geschwister-Scholl-Stiftung bereits im Oktober 1950 ihren Stiftungszweck<br />

insofern geändert, als daßsie den „Aufbau eines Instituts fü r Produktform“<br />

an erster Stelle und danach erst die Hochschulgrü ndung nannte. 349 Das Fach Stadtbau<br />

(im Programm von 1949/50 noch Stä dteplanung genannt) ergab sich angesichts der<br />

allgegenwärtigen Diskussionen ü ber den Wiederaufbau deutscher Städte von selbst<br />

und wurde von den Amerikanern unterstü tzt. Entsprechend folgte Architektur als logische<br />

Ergänzung, die zusammen mit der Abteilung Produktgestaltung von Bill beansprucht<br />

wurde. Das Fach Visuelle Gestaltung faßte die in den ersten Programmen<br />

genannten Fächer Werbung, Film und Fotografie zusammen, ebenso wie das Ressort<br />

Information als Zusammenschlußvon Journalismus und Rundfunk entstand. Während<br />

Bill diese Abteilung vornehmlich zum Zweck der eigenen Ö ffentlichkeitsarbeit vorsah,<br />

repräsentierte sie fü r die Amerikaner die demokratisch geprägte Erziehung zu selbständig<br />

denkenden Bü rgern, wie sie ursprü nglich von Inge Scholl intendiert gewesen<br />

war.<br />

Im Gegensatz zu bisherigen Darstellungen, das umfangreiche Programm sei lediglich<br />

gerafft worden, ohne dabei die Inhalte wesentlich zu verändern, wurde nach den Umstrukturierungen<br />

grundsätzlich ein anderer Anspruch verfolgt. Hatten die einzelnen<br />

Fächer ursprü nglich fü r politische Inhalte gestanden, so zielten sie nun wertfrei auf<br />

reine Gestaltung oder Wissensvermittlung. Die allgemeinen Fächer wurden als Hilfswissenschaften<br />

verstanden, die nur insoweit Eingang fanden, als sie „eine zusammenhängende<br />

Sicht der heutigen Lebensprobleme“ 350 ergaben und fü r die Entwicklung<br />

geeigneter Gestaltungsformen benötigt wurden.<br />

Entgegen der in der Forschung vorherrschenden Meinung, derzufolge die „politische<br />

Methodik [...] nur noch eine untergeordnete Rolle ein[genommen habe]“, 351 wurde Bills<br />

349<br />

350<br />

351<br />

Vgl. Frei, 1991, S. 55.<br />

Programm der Hochschule fü r Gestaltung 1952; zitiert nach Frei, 1991, S. 283<br />

Hanslovsky, 1995, S. 22.

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