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Gesichtspunkten, sollte sie doch das innere Wesen nach außen hin widerspiegeln bzw.<br />

sich aus ihm automatisch ergeben. Gerade aus diesem Punkt resultierten die Unstimmigkeiten<br />

innerhalb des Ulmer Kollegiums, weil Bill offensichtlich nicht in der Lage gewesen<br />

war, seine ästhetischen Vorstellungen als eine funktionale Notwendigkeit zu<br />

vermitteln. Deshalb vernachlässigte man nach seinem Weggang eben diese ästhetische<br />

Komponente und konzentrierte sich auf eine weitere Objektivierung der Gestaltung<br />

in Richtung einer wissenschaftlichen Determiniertheit. Aufgrund der Hinzuziehung<br />

aller relevanten Wissenschaften sollte eine „richtige“ Form entstehen im Gegensatz zur<br />

„guten“ Form, die zwar funktionalen Maßstäben genü gen mußte, jedoch auch ein gewisses<br />

Maßan geistiger Wesenhaftigkeit beinhaltete. Dieser Aspekt blieb bei der Ulmer<br />

Ausbildung fortan unberü cksichtigt.<br />

Auch wenn diese Bemü hungen zwischenzeitlich zu einer positivistischen Wissenschaftsgläubigkeit<br />

ausarteten, so legte Maldonado doch den Grundstein fü r ein neues<br />

Berufsbild des Designers, der als Koordinator in und mit der Industrie tätig sein und als<br />

Anwalt des Verbrauchers fungieren sollte. Einheitliche Produkt- oder Funktionssysteme,<br />

die auf wissenschaftlich-analytischen Methoden basierten, sollten einen Gegenpol<br />

zu der immer heterogener und damit unü bersichtlicher werdenden Umwelt bilden.<br />

War am Bauhaus noch in erster Linie das Verhältnis zwischen Mensch und Objekt untersucht<br />

worden, bei dem das Individuum als Maßgalt, versuchte man sich an der HfG<br />

an größeren Zusammenhängen. Nunmehr galt es die Beziehungen zwischen dem Verbraucher,<br />

dem zu gestaltenden Objekt und seinen Umweltzusammenhängen zu analysieren.<br />

Durch dieses Eingebundensein in gesellschaftliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

mußte das Produkt zwangsläufig möglichst allgemeingü ltigen Richtlinien<br />

genü gen, wollte es einen solchen umfassenden Anspruch erfü llen. Bei Hannes<br />

Meyer hatte dieser Aspekt in einer vornehmlich ideellen, sozialen Komponente bereits<br />

Eingang in die Gestaltung gefunden. Die Ulmer Bemü hungen waren viel pragmatischer<br />

ausgerichtet, indem sie versuchten, die gesamte Lebensumwelt mit einem einheitlichen<br />

Gestaltungsanspruch zu strukturieren und ihrer drohenden Zersplitterung entgegenzuwirken.<br />

Gleichzeitig wurde der Verbraucher allerdings selbst Teil des Systems und<br />

mußte sich vice versa diesem anpassen.<br />

Beide Hochschulen, sowohl das Bauhaus als aus die HfG, hatten gesellschaftlichvisionäre<br />

Ziele verfolgt. Das Institut der Weimarer Republik hatte aus der ungewissen<br />

Nachkriegssituation der zwanziger Jahre heraus eine Gesellschaft vor Augen gehabt,<br />

die durch die Verwendung „guter“ Produkte in eine ideale verwandelt worden wäre. Die<br />

am Bauhaus gestalteten Produkte standen symbolhaft fü r eine schöne, industriell geprägte<br />

Zukunft, ihre modernen Materialien und Herstellungsverfahren wurden als Aus-

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