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155<br />

tigkeit der Verwaltungsbrü cke, die den Schultrakt und den Aulabereich als Auflager zu<br />

nutzen und frei ü ber der Straße zu liegen scheint. Eine Variante fü r das Gegensatzpaar<br />

„Geschlossen – Durchlässig“ sowie das Beispiel fü r eine Gleichgewichtsstudie bietet<br />

der Blick von Nordosten auf Prellerhaus und Aula/Mensa-Bereich. (Abb. 22) Der flache<br />

„liegende“ Gemeinschaftsbereich steht im Kontrast zum hoch aufstrebenden Ateliergebäude.<br />

Unterstrichen wird dies durch die Fensteranordnung beider Bauteile. Die eng<br />

aneinander gesetzten, hochrechteckigen Fenster von Aula und Mensa durchbrechen<br />

die Wand und lassen sie durchlässig erscheinen. Das schmale vertikale Fensterband<br />

des Treppenhauses im Ateliergebäude hingegen betont durch sein Format die weiten<br />

geschlossenen Wandflächen zu seinen beiden Seiten. Besonders auffällig sind hier die<br />

beiden kleinen Bullaugen, die auf Höhe des obersten Fenstersturzes wie zwei nach<br />

links versetzte i-Punkte wirken und ein kleines Gegengewicht zur Horizontalen des<br />

Mensabereiches zu bilden scheinen.<br />

Der Blick von Osten auf das Prellerhaus und die Verwaltungsbrü cke zeigt eine Kombination<br />

von Positiv- und Negativformen. So korrespondiert die plastisch gestaltete Fassade<br />

des Prellerhauses mit seinen vorgezogenen Balkonen mit dem „durchbrochenen“<br />

Baukörper des auf Stü tzen gestellten Verwaltungstraktes. (Abb. 21) Diese Fassade<br />

eignet sich darü ber hinaus als Beispiel fü r eine gelungene strukturierende Rasterung.<br />

Von rechts aus gesehen endet die Fensterreihe in einem kleinen Fenster, das um<br />

Zweidrittel kleiner ist als die ü brigen. Links daneben wurden wiederum zwei Bullaugen,<br />

hier als Doppelpunkt, ü bereinander gesetzt. Durch diese dynamische Variation der<br />

Erdgeschoßfenster konnte Gropius den Eindruck der Eintönigkeit vermeiden.<br />

Der Werkstattflü gel hält eine Vielzahl von visuellen Effekten bereit. Je nach Lichteinfall<br />

erscheint die filigran gerasterte Fassade mit einem engmaschigen Netz ü berzogen<br />

oder als vollkommen glatte, spiegelnde Fläche. (Abb. 23) In diesem Sinne kann der<br />

Glaskubus des Werkstattflü gels als ein in Architektur ü bertragenes Anschauungsbeispiel<br />

fü r die von Moholy-Nagy definierten materiellen Erscheinungsformen Struktur,<br />

Faktur und Textur gelten. 486 Demnach bildet die von außen sichtbare statische<br />

Tragkonstruktion die Struktur des Baues und die Vorhangfassade die entsprechende<br />

Außenhaut, von Moholy-Nagy Textur genannt. Diese ist durch die von innen variabel<br />

zu öffnenden Fensterreihen unterschiedlichen Fakturen unterworfen, die entscheidenden<br />

Einflußauf den jeweiligen Charakter des Bauteils nehmen.<br />

An diesen Beispielen wird deutlich, daßdas Bauhausgebäude wie ein Musterkatalog<br />

Form- und Gestaltungsvarianten auffächert. Erst durch die Zusammenschau der unter-<br />

486<br />

Vgl. dazu Moholy-Nagy: vom material zur architektur. Passau, 1929, S. 33.

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