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ist, und daßer also gewissermaßen der Großvater sehr vieler Nachkommen<br />

des Bauhauses ist, wozu man mutatis mutandis auch das Bauhaus-Archiv<br />

zählen mag, so daßich also in diesem ganz speziellen Fall höchstens der,<br />

wenn ich so sagen darf, Mitvaterschaft schuldig bin.“ 230<br />

Das bescheidene Zurü cktreten Winglers hinter Gropius zeigte seine besondere Hochachtung,<br />

die sowohl seine eigene langjährige Arbeit fü r die Monografie und als auch fü r<br />

das Archiv in den Hintergrund treten ließ. Der Archiv-Direktor behielt sich lediglich die<br />

exekutiven Kompetenzen vor und beteuerte, auch seine weitere Arbeit ganz im Sinne<br />

seines Förderers durchfü hren zu wollen. Auf diese Weise wurde Gropius die entscheidenden<br />

Rolle als „Familienoberhaupt“ zugewiesen: Patriarchalisch sollte er ü ber die<br />

Geschicke und die Aktivitäten des Archivs wachen.<br />

Gropius selbst nutzte seine Eröffnungsrede dazu, seiner Hoffnung Ausdruck zu verleihen,<br />

daßdas Bauhaus ab diesem Zeitpunkt systematisch in seiner besonderen, weltweiten<br />

Bedeutung und Einflußnahme erforscht werden könne und nicht länger durch<br />

die verzerrten Erinnerungen einiger weniger Zeitgenossen verklärt werde. Nun bestehe<br />

endlich die Möglichkeit, „die echten <strong>Dokument</strong>e seiner Existenz einzusehen“ und sich<br />

ein eigenes Bild zu machen. 231<br />

Das Wesentliche der Bauhaus-Idee bestand fü r Gropius in dem Bestreben, verlorengegangene<br />

Zusammenhänge wiederherzustellen. Da dieser „Idee“ bislang noch kein<br />

revolutionäreres Konzept entgegengesetzt worden sei, habe sie nichts an Aktualität<br />

eingebü ßt, so daßes die Aufgabe des Archivs sein sollte, die Ergebnisse der Weiterentwicklung<br />

der Bauhaus-Idee in der Gegenwart zusammenzufassen und zugänglich<br />

zu machen. 232 Bevor Gropius das Bauhaus-Archiv fü r eröffnet erklärte, formulierte er<br />

noch einmal den Kern der Bauhaus-Idee:<br />

„Das Bauhaus war und ist eine Bewegung mit dynamischen Momenten. Sein<br />

Ziel: Einheit in der Vielfalt und die Ü berwindung des Ich-Kults.“ 233<br />

Jeder Besucher sollte so dazu aufgefordert werden, seine eigenen Prinzipien in kü nstlerischer,<br />

pädagogischer oder auch weltanschaulicher Hinsicht auf die Idee des Bauhauses<br />

hin zu ü berprü fen und gegebenenfalls neu auszurichten.<br />

Während also Muche als Kü nstler in seiner Rede unterstrichen hatte, daßeiner Hinwendung<br />

zum Bauhaus nicht zwangsläufig eine Abkehr von der bildenden Kunst folgen<br />

mü sse, ging Wingler als Archivleiter eher auf das Institut selbst ein, wobei er Gropius<br />

230<br />

231<br />

232<br />

233<br />

Ebenda.<br />

Gropius, Walter: Rede zur Einweihung des Bauhaus-Archivs in Darmstadt. Typoskript,<br />

1961. [BHA]<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.

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