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192<br />

Als weiteres Beispiel fü r den Einflußvon Albers ist Hans Gugelots Entwurf einer Matratzenunterlage<br />

von 1954 zu nennen, die von der Firma Dunlop in Auftrag gegeben<br />

worden war und im Zuge der Hochschulausstattung entstand. 591 (Abb. 55) Gugelot verwendete<br />

eine Sperrholzplatte, die er derart mit Einschnitten versah, daßeinerseits die<br />

Belü ftung der Matratze gewährleistet und andererseits die Elastizität der Platte selbst<br />

gesteigert wurde. In einer ersten Version wurden von den Seiten her keilartige Einschnitte<br />

gemacht, die zur Mitte hin spitz zuliefen. Auf Anregung der Firma wurde der<br />

Entwurf später insofern verändert, als man von den Längsseiten her schmale rechteckige<br />

Ausschnitte herstellte, so daßein „Lattenrost“ entstand, der von einem in der<br />

Mitte durchlaufenden Steg gehalten wurde. 592 (Abb. 56)<br />

Die experimentelle Entwurfshaltung ist im Zusammenhang mit den geringen Haushaltsmitteln<br />

der Hochschule zu sehen, die eine preiswerte Möblierung erforderten. Die<br />

von Albers bereits am Bauhaus entwickelten Materialü bungen kamen aufgrund ihrer<br />

strengen Forderung nach Arbeits- und Materialökonomie der damaligen Situation entgegen<br />

und boten selbst fü r die profane Aufgabenstellung einer Matratzenunterlage<br />

eine Vielzahl von Anregungen. Der preiswerte Rohstoff Sperrholz wurde durch die äußere<br />

Behandlung in seinen Materialeigenschaften verändert, indem die Federungsund<br />

Durchlü ftungsqualität gleichermaßen so weit erhöht wurde, wie es die Stabilität<br />

erlaubte. Die Verwendung nur eines einzigen Materials in einem Stü ck ohne zusätzliche<br />

Verbindungselemente berü cksichtigte Albers’ Forderung nach größtmöglicher<br />

Materialökonomie, wenngleich in diesem Fall Verschnitt nicht verhindert werden<br />

konnte.<br />

Auch in Gugelots Gesamtwerk blieb dieser Entwurf eine Ausnahme, da er sich in späteren<br />

Jahren vornehmlich auf die Entwicklung von Systemmöbeln konzentrierte, bei<br />

denen spezifische Materialeigenschaften nur eine untergeordnete Rolle spielten.<br />

Beide Beispiele zeigen, daßes sich jeweils um einmalige Experimente handelte, die<br />

vor allem im Zusammenhang mit ihrer Entstehungszeit zu sehen sind. Beide Gestalter<br />

befanden sich 1954 am Anfang ihrer Laufbahn und setzten sich mit den verschiedenen<br />

Einflü ssen kreativ auseinander. 593<br />

591<br />

592<br />

593<br />

Aus dieser Zeit stammen auch die wenigen, offensichtlich von den Werkstattmeistern hergestellten<br />

Möbel, wie zum Beispiel der Ulmer Hocker oder die Arbeitsplätze aus Böcken<br />

und einfachen Tischplatten, sowie ein Waschbeckenentwurf fü r die Studentenwohnungen.<br />

Vgl. Wichmann, Hans (Hrsg.): System-Design Bahnbrecher: Hans Gugelot 1920-1965.<br />

Ausstellungskatalog Mü nchen, 1984, S. 69.<br />

Eine Untersuchung, ob und inwieweit sich diese Grundkurs-Erfahrungen von Aicher und<br />

Gugelot langfristig auf ihr Gesamtwerk ausgewirkt haben, steht noch aus.

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