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tägliche Leben in Frage stellten. Nur vereinzelt wurde der Trend bei den Konsumenten<br />

wahrgenommen, sich gegen das Funktionale und fü r das Verspielte zu entscheiden. 716<br />

Doch die Forderungen, die Gü ltigkeit des Bauhauses mü sse sich auch im täglichen<br />

Leben nachweisen lassen, blieben lediglich vereinzelte Mahnungen.<br />

Durch die Trennung des ideellen Gerü sts der Bauhaus-Konzeption von ihrer praktischen<br />

Umsetzung ließsich die Aktualitätsfrage in den folgenden Jahren wesentlich<br />

einfacher beantworten. Die dargestellte Konzentration auf ein wie auch immer ausgeprägtes<br />

Lebensgefü hl, das am Bauhaus geherrscht haben sollte, machte den Weg<br />

nicht nur fü r die Diskussion ü ber eine dem Bauhaus nachempfundene Kunsterziehung<br />

frei, sondern beinhaltete auch eine Ü bertragung auf das Individuum, das allein fü r die<br />

Weiterfü hrung dieser liberalen Lebensauffassung Verantwortung tragen konnte. Deshalb<br />

wurden in den betreffenden Aufsätzen nicht nur aktuelle architektonische, gestalterische<br />

oder stadtplanerische Positionen behandelt, sondern auch die politische oder<br />

soziologische Situation der sechziger Jahre erörtert. Bei einer rü ckblickenden Untersuchung<br />

der Diskussionen kommt der Verdacht auf, daßdie Aktualität der Bauhaus-Idee<br />

lediglich beschworen, jedoch nicht ihre erneute konsequente Umsetzung eingefordert<br />

wurde, da mit einem solchen Experiment eine endgü ltige Entscheidung gefällt worden<br />

wäre und sich weitere Diskussionen erü brigt hätten.<br />

Dementsprechend wurden einzelne Ereignisse als Beweise angefü hrt, die auf die noch<br />

andauernde Bedeutung des Bauhauses hindeuteten, ohne detailliert auf ihre bauhausspezifischen<br />

Merkmale einzugehen:<br />

„In Berlin baut Gropius soeben eine Stadtsiedlung fü r 50.000 Menschen mit<br />

nahezu 17.000 Wohneinheiten. In Bagdad baut er die neue Universität. In<br />

Athen wartet das Projekt des neuen Botschaftsgebäudes der USA auf ihn. Allein<br />

damit ist schon bewiesen, daßder ungeheure Einfluß, den das Bauhaus<br />

auf die moderne Architektur hatte, auch heute noch in aller Welt lebendig<br />

ist.“ 717<br />

Auch Gropius betonte in seiner Ansprache zur Eröffnung des Archivs die fortwährende<br />

Gü ltigkeit seiner Bauhaus-Konzeption, die bislang unerreicht geblieben sei:<br />

„Es war also die Lehrmethode des Bauhauses, die revolutionierend war. Ich<br />

habe noch kein neueres Erziehungssystem gefunden, das den Bauhaus-Gedanken<br />

wirksam ersetzen könnte.“ 718<br />

Dieser Gedanke wurde vom Archiv-Direktor Wingler aufgegriffen und verabsolutiert:<br />

243<br />

716<br />

717<br />

718<br />

Fleming, H. Th.: Ist der Stil des Bauhauses heute ü berholt? In: Welt am Sonntag (Hamburg),<br />

27.01.1963.<br />

Weber, Bauhaus-Archiv, 1961. (Hervorhebung durch die Verfasserin)<br />

Gropius, Eröffnung des Bauhaus-Archivs, 1961.

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