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stellte er statt des äußeren Erscheinungsbildes den dahinterliegenden Anspruch in den<br />

Vordergrund.<br />

„Es ist möglich, daßder Schein mehr Erfolg aufweisen kann, aber unser Erfolg<br />

wird ein moralischer sein [...] Wir wollen durch unsere ehrliche Arbeit, nach<br />

unserer wohlfundierten Ü berzeugung helfen, fü r möglichst viele Menschen<br />

eine den Möglichkeiten und Bedü rfnissen unserer Zeit entsprechende Umgebung<br />

zu gestalten.“ 387<br />

Hier wurde Bills Absage gegenü ber dem zeitgenössischen „Styling“ deutlich, wie es<br />

insbesondere in den USA propagiert wurde und in den fü nfziger und sechziger Jahren<br />

auch in der Bundesrepublik begeisterte Nachahmer fand. Daraus resultierte eine wenig<br />

aufregende, sachlich-funktionale Gestaltung, die selbst im Vergleich zu den populären<br />

Bauhaus-Erzeugnissen unspektakulär wirkten, was fü r Frei sogar Hinweis genug war,<br />

um im obigen Statement einen bewußten Affront Bills gegen Gropius zu entdecken. 388<br />

Schließlich habe auch die Ulmer Studentenschaft ihren Unmut darü ber geäußert, daß<br />

die Haltung des Bauhaus-Grü nders im klaren Widerspruch zum Ulmer Alltag gestanden<br />

habe. 389 In Anbetracht der schwierigen Situation, in der sich sowohl Bill persönlich<br />

als auch die Hochschule insgesamt befand, erscheint ein offener Affront gegen seinen<br />

wichtigsten Werbeträger jedoch mehr als unwahrscheinlich.<br />

Obgleich Bill das Band lockerte, das die HfG mit dem Bauhaus verband, wollte er es<br />

nicht gänzlich kappen. In Reaktion auf die Diskussionen anläßlich des Besuchs von<br />

Gropius erklärte Bill den Studierenden zur Begrü ßung zum Studienjahr 1955/56, er<br />

benutze den Begriff „Bauhaus“ nur insofern, als er<br />

„auf einfachste weise das bezeichnet, was wir generell anstreben, d.h. dass<br />

wir der generellen idee nach die nachfolge antreten. ich war bestrebt, die<br />

ideen des bauhauses an dem punkt aufzunehmen, an dem das bauhaus<br />

heute vielleicht stehen wü rde, wenn seine weiterentwicklung nicht gewaltsam<br />

unterbrochen worden wäre.“ 390<br />

Diese ebenso theoretische wie fiktive Vorstellung einer ideellen Weiterentwicklung des<br />

Bauhauses ü ber seine tatsächliche Schließung hinaus stießzum Teil unter den Studenten<br />

auf Unverständnis. Deren Unbehagen fü hrte Bill darauf zurü ck, daßü ber den<br />

„Mythos“ Bauhaus nur partielle oder ungenaue Informationen kursierten. An einer tatsächlichen<br />

Auseinandersetzung mit den Studenten ü ber die Rolle des Bauhauses im<br />

Ulmer Alltag lag Bill jedoch wenig. Anstatt auf das Informationsbedü rfnis seiner Schü ler<br />

387<br />

388<br />

389<br />

390<br />

Ebenda.<br />

Frei, 1991, S. 124 ff.<br />

Vgl. dazu Pfeiffer-Belli, Erich: Avantgarde in der Zitadelle. Chancen und Gefahren der Ulmer<br />

Hochschule fü r Gestaltung. In: Sü ddeutsche Zeitung (Mü nchen), 8./9.10.1955, S. 18.<br />

Bill, Max: Rektoratsrede zu Beginn des 3. Studienjahres am 24.10.1955. Typoskript [Kleinschrift;<br />

BHA]

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