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politischen und ethischen Anschauungen etc. befragt hatte. 682 Die Auswertung bildete<br />

die Grundlage fü r seinen Aufsatz der bauhä usler. eine charakterisierung, der im Katalog<br />

Aufnahme fand. In dem Bemü hen, Außenstehenden das Gemeinsame begreiflich<br />

zu machen, „das man als den typischen bauhaus-geist bezeichnen könnte“, 683 vermittelte<br />

Isaacs’ Beschreibung des „(all)gemeinen Bauhäuslers“, wieviel Prozent der Befragten<br />

in welchen kü nstlerischen oder architekturbezogenen Berufen tätig waren und<br />

welche Charaktereigenschaften sie auszeichneten: Die<br />

„meisten bauhäusler verraten einen hohen grad an sensibilität, nicht nur was<br />

kunst und beruf angeht, sondern auch die welt als ganzes, ihre völker, die politischen<br />

systeme und probleme. [...] bei den meisten verschärft sich die wahrnehmungsfähigkeit<br />

zu einem unmittelbaren erfassen der möglichkeiten fü r<br />

neue erfindungen, wie auch zu einer aufgeschlossenheit fü r die feinsten nuancen<br />

der natur und des lebens.“ 684<br />

Nach Isaacs’ Statistik waren die meisten Bauhäusler tolerant, ü berdurchschnittlich<br />

stark sozial engagiert und sahen sogar sehr viel jü nger aus als gleichaltrige „Nichtbauhäusler“.<br />

Etwaige Indizien, die Isaacs’ positives Bild widerlegt hätten, wurden von vornherein<br />

entkräftet, beziehungsweise positiv ausgelegt. So fand der Autor durchaus auch Ausnahmen,<br />

die die Regel bestätigten:<br />

„eine der befragten klagte darü ber, nur einfache hausfrau zu sein, ein anderer<br />

nannte sich bekü mmert geschäftsmann und ein anderer gab seinen beruf mit<br />

arbeiter an – was fü r begabungen sind da wohl verloren gegangen?“ 685<br />

Ein Aspekt von besonderer Wichtigkeit war die Hervorhebung der politischen Integrität<br />

der Ehemaligen, schließlich sei von nur einem Prozent bekannt,<br />

„daßsie mehr als ein lippenbekenntnis zum dritten reich abgelegt haben. ein<br />

viel höherer prozentsatz wurde verfolgt und war in lebensgefahr. ein großteil<br />

war inhaftiert, sicherlich mehr als zehn bauhäusler starben in konzentrationslagern.<br />

sehr viele, vor allem die bedeutendsten persönlichkeiten unter ihnen,<br />

emigrierten, um der verfolgung zu entgehen.“ 686<br />

Diese betont antifaschistische und demokratische Grundhaltung war bereits in vielerlei<br />

frü heren Texten herausgestellt worden, aber in der Kombination mit Prozentangaben,<br />

die diese Darstellung glaubhaft belegen sollten, war diese Aufzählung einmalig. Eine<br />

Emigration aus rein wirtschaftlichen Grü nden war fü r den Autoren anscheinend un-<br />

682<br />

683<br />

684<br />

685<br />

686<br />

Isaacs verschickte insgesamt 350 Briefe und Fragebögen, von denen 250 beantwortet<br />

zurü ckkamen. Darü ber hinaus fü hrte er 100 Interviews. Das englischsprachige Skript dieser<br />

Umfrage befindet sich im Bauhaus-Archiv in Berlin.<br />

Isaacs, Reginald: der bauhäusler. eine charakterisierung. In: Herzogenrath (Hrsg.), 1968,<br />

S. 311.<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.<br />

Ebenda.

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