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128<br />

teure, die die Zusammenhänge, Gesetzlichkeiten und Möglichkeiten ihrer Situation<br />

kennen und nutzen.“ 396<br />

Im Anschlußdaran warf die Redaktion unterschiedliche Fragen bezü glich Rittels Äußerungen<br />

auf, die von mehreren Studierenden beantwortet wurden. Weder die konkret<br />

formulierten Fragen noch in den studentischen Meinungsäußerungen gingen auf das<br />

Stichwort „Bauhaus“ ein, woran ablesbar wird, daßim Ulmer Alltag andere Probleme<br />

weitaus wichtiger waren als die retrospektive Frage nach dem Vorgängerinstitut.<br />

Unabhängig von der abnehmenden Bedeutung des Bauhauses fü r die konkrete Ausbildungssituation<br />

in Ulm konzentrierte sich die dortige Forschung zunehmend auf das<br />

bis dahin vernachlässigte Feld der Design-Wissenschaft. In diesem Zusammenhang<br />

beschäftigte sich vor allem Maldonado intensiv mit dem Bauhaus. Anhand der meisten<br />

seiner veröffentlichten Reden und Schriften war abzulesen, wie ihn seine Ü berlegungen<br />

zu einer zeitgemäßen Designausbildung und -theorie immer wieder zur Auseinandersetzung<br />

mit der am Bauhaus entwickelten Pädagogik zwangen. 397 Die Ü berprü fung<br />

des „Mythos Bauhaus“ hinsichtlich seiner universalen Gü ltigkeit fü hrte Maldonado zu<br />

der Erkenntnis, daßdie veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen<br />

im Gegensatz zu denen der emotionsgeladenen zwanziger Jahre objektiv nachvollziehbare<br />

Gestaltungsprinzipien erforderten.<br />

Die Methoden der Bauhauspädagogik hielt Maldonado fü r ungeeignet, um Studierende<br />

zu selbständigen Gestaltern zu erziehen, die unabhängig von den Dogmen ihrer Lehrer<br />

und als gleichberechtigte Partner in der Industrie auftreten konnten. Seiner Meinung<br />

nach war ein Unterricht unzeitgemäß, in dem<br />

„Studenten nur Anregungen empfangen, im Himmel der Schrankenlosigkeit<br />

sich selbst ü berlassen bleiben und in einer verlockenden Stimulanz-<br />

Atmosphäre sich verlieren.“ 398<br />

Vielmehr sollte diese unzuverlässige Atmosphäre nun ersetzt werden durch nachprü f-<br />

bare wissenschaftliche Methoden, was der HfG von außen wiederholt als Abkehr von<br />

der Bauhaustradition ausgelegt wurde (vgl. Kapitel 5.2.2.). Fü r Maldonado jedoch ging<br />

es<br />

„nicht um Bauhaus oder Anti-Bauhaus, um Fortfü hrung oder Nicht-Fortfü hrung<br />

des Bauhauses, [sondern darum] ob die Philosophie der Erziehung, von der<br />

396<br />

397<br />

398<br />

Rittel, Horst: Vortrag vor der Ulmer Gesellschaft 50 am 05.12.1960. Zitiert nach: output<br />

(Ulm), 1961 (März), Nr. 1, S. 16.<br />

Vgl. dazu: Maldonado, 1958, ders.: Die Ausbildung des Architekten und des Produktgestalters<br />

in einer Welt im Werden. In: ulm (Ulm), 1965, Nr. 12/13, S. 7; ders.: Anstöße gegen<br />

das Behagen in der Designausbildung. In: ulm (Ulm), 1966, Nr. 17/18, S. 14.<br />

Maldonado, Tomás: Rede des Vorsitzenden des Rektoratskollegiums zur Eröffnung des<br />

Studienjahres 1957/58 am 03.10.1957. Typoskript. [HfG-A]

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