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den sechziger Jahren geschehen war, erhält der Leser die Möglichkeit, „das Bauhaus<br />

hier und jetzt zu betreten und an seinem Leben und Unterricht teilzunehmen“. 727 Als<br />

Reminiszenz an den heutigen Zeitgeist wird allerdings auch der Blick durchs Schlü s-<br />

selloch in das „Bauhaus intim“ gewährt und somit der in den sechziger Jahren zeitbedingt<br />

eher asketisch charakterisierte Bauhäusler noch „lebensechter“. 728 So wird die<br />

Information zum „Infotainment“, nach dessen Ende unweigerlich der Werbeblock folgt:<br />

Im Anhang findet sich der „Merchandising-Appendix“, der den enthusiasmierten Leser<br />

mit den notwendigen Preisangaben und Firmenadressen versorgt. Obgleich ein Vertreter<br />

der Bauhaus-Archiv G.m.b.H. selbstkritisch die Vermarktung der „Highlights“ reflektiert,<br />

schleicht sich dennoch der Verdacht ein, man halte einen ü berdimensionalen<br />

Werbeprospekt in den Händen.<br />

Doch nicht nur in Berlin erkannte man die Möglichkeit, mit dem historischen Bauhaus<br />

Geld zu verdienen, auch die Stiftung Bauhaus Dessau möchte nun an der Vermarktung<br />

partizipieren. So wurde die „bauhausdessau-edition“ gegrü ndet, in deren Namen unter<br />

anderem „neue Produkte ‚im Geiste des Bauhauses’“ entwickelt und vertrieben werden<br />

sollen. 729 Bei dem Streit zwischen den Institutionen geht es nicht allein um die Rechte<br />

an der Lizenzvergabe zum Nachbau von „originalen Bauhaus-Produkten“. Vielmehr<br />

konzentriert sich die lebhafte Diskussion auf die Frage, ob das Bauhaus im Museum<br />

verharren oder durch eine fortwährende Produktion von originalen und nachempfundenen<br />

Erzeugnissen „leben“ soll. Omar Akbar, der Direktor der Dessauer Bauhaus-Stiftung,<br />

beantwortet diese in der altbekannten Manier: „Es soll leben und ü berhaupt:<br />

Schon die letzten Wochen zeigen doch, wie vital es ist.“ 730<br />

Am Bauhaus Dessau wurde nun die altbekannte Aktualitäts-Frage fü r eine Ausstellung<br />

umformuliert in: „was ist das bauhaus heute wert?“ 731 Am Anfang des dritten<br />

Jahrtausends drängt sich der Eindruck auf, daßnicht mehr das Potential der Methoden<br />

oder der Utopie des Bauhauses als Maßstab fü r seine Aktualität herangezogen wird.<br />

Viel wichtiger scheinen die Umsatzzahlen zu sein, die mit seiner Vermarktung erzielt<br />

werden können.<br />

727<br />

728<br />

729<br />

730<br />

731<br />

Fiedler / Feierabend (Hrsg.), 1999, Klappentext des Schutzumschlages.<br />

Ackermann, Ute: Bauhaus intim. In: Fiedler / Feierabend (Hrsg.), 1999, S. 108-119. Die<br />

Autorin beleuchtet die Frage „Wie liebte man am Bauhaus?“, ohne deren Beantwortung<br />

das Bauhaus nur zur Hälfte verstanden werden könne.<br />

Wer verdient am Bauhaus? In: Der Spiegel (Hamburg), 2001, Nr. 8, S. 196.<br />

Ebenda, S. 199.<br />

„was ist das bauhaus [heute] wert?“ Ausstellung im Bauhaus Dessau; 02.02.– 20.05.2001.

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