23.04.2015 Aufrufe

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

Dokument_1.pdf (4720 KB) - OPUS4

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mit dem einleitenden Aufsatz zur Herkunft und Geschichte des Bauhauses versuchte<br />

der Verfasser, Hilfestellung zum Verständnis des Bauhauses zu geben:<br />

„Man mußsich immer wieder vor Augen halten, daßman die Leistung des<br />

Bauhauses in ihrer letzten Tiefe und Bedeutung nur intuitiv begreifen kann.<br />

[...] Was dem Bauhaus seinen Rang und seine wohl einzigartige Strahlkraft<br />

verlieh, war nicht allein die Summe des von seinen Meistern Vollbrachten; etwas<br />

Unwägbares, das im Menschlichen wurzelte und die ganze Gemeinschaft<br />

– der Lehrer wie der Schü ler – umschloß, kam hinzu.“ 169<br />

Um sich Skeptikern gegenü ber abzusichern, erklärte Wingler den Zufall kurzerhand<br />

zum System, denn „die unwägbaren, irrationalen Momente können in der Geschichte<br />

des Bauhauses gar nicht hoch genug veranschlagt werden.“ 170<br />

Angesichts einer Materialsammlung, die auf sorgsamer Quellenforschung beruhte und<br />

zudem durch zahlreiche zeitgenössische Kommentare angereichert worden war, erstaunt<br />

dieses Ausweichen ins Intuitive. Darin spiegelte sich die Tendenz zur Verklärung<br />

des Bauhauses wider, denn ohne diese besondere, am Bauhaus vorherrschende<br />

Stimmung sei das Institut letztendlich unmöglich zu begreifen. Auf diese Weise appellierte<br />

Wingler an den Leser, die „trockenen“ Fakten mit Leben zu versehen, um die<br />

Atmosphäre zu erfassen, die das Bauhaus charakterisiert habe. Somit avancierte die<br />

Monografie zu einem Lese- und Bilderbuch, mit dem jeder Rezipient die gegebenen<br />

<strong>Dokument</strong>e und Abbildungen in seiner eigenen Phantasie zu einem vermeintlich umfassenden<br />

Bauhaus-Bild verknü pfen sollte. 171<br />

Winglers Gewichtung innerhalb der Monografie wiederholte die generell vorherrschende<br />

Interpretation des Bauhauses, indem er Schwerpunkte bei den Kü nstler-Persönlichkeiten<br />

Klee, Kandinsky, Schlemmer, Muche, Itten, Moholy-Nagy und Marcks<br />

setzte, die bereits in den fü nfziger Jahren mit ihren bildnerischen Arbeiten im Vordergrund<br />

gestanden hatten. Ihnen wurde mit großen Portraitaufnahmen und seitenfü llenden<br />

Abbildungen ihrer Werke breiter Raum zugemessen; ebenso spielte der Vorkurs<br />

als originäre Schöpfung des Bauhauses eine ü bergeordnete Rolle.<br />

Bei Betrachtung der Monografie mußdie enge Zusammenarbeit Winglers mit Gropius<br />

besonders berü cksichtigt werden, da sie nicht nur auf die Darstellung der Bauhaus-<br />

Entwicklung, sondern erwartungsgemäßauch auf die Einschätzung bestimmter Einflü<br />

sse oder Personen weitreichende Auswirkungen hatte.<br />

53<br />

169<br />

170<br />

171<br />

Ebenda, S. 11.<br />

Ebenda, S. 15.<br />

In dieser Tradition bewegt sich auch noch die jü ngste unter den Bauhaus-Monografien. –<br />

Vgl. Fiedler / Feierabend (Hrsg.), 1999.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!