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druck einer im Dienst des Menschen stehenden Technik verstanden. Die HfG orientierte<br />

sich an der modernen Gesellschaft, wie sie bereits existierte, und wollte dieser zu<br />

den Produkten verhelfen, auf die sie nach Meinung der Ulmer moralisch einen Anspruch<br />

hatte. Dementsprechend eingebunden war die HfG in die wirtschaftliche und<br />

gesellschaftliche Realität der Adenauer-Zeit.<br />

Damit ist Bauhaus und HfG gemein, daßeine kleine Gruppe von Gestaltern eine gesamte<br />

Gesellschaft mit Gebrauchsgegenständen versorgen wollte, deren Aussehen<br />

und Form von Paradigma bestimmt wurden, die sie von einem Idealzustand ausgehend<br />

ausgewählt hatten. Hatte das Bauhaus noch versucht, mit Hilfe der Kunst die<br />

Umwelt ästhetischer und auch funktionaler, kurz besser zu gestalten, ging es der HfG<br />

um die Herstellung einer Ordnung mit Hilfe von rationalen Methoden in dem ansonsten<br />

emotional dominierten Terrain der Gestaltung. Die Kunst schien bei einem solchen<br />

Vorhaben im Wege zu sein, was sich jedoch in Anbetracht der Avantgardebewegungen<br />

der sechziger Jahre mit ihren gesellschaftskritischen Ansätzen als Irrtum herausstellte.<br />

Das Bauhaus war angetreten, um mit Hilfe von optimal gestalteten Gebrauchsgü tern<br />

direkten Einflußauf das Leben der Menschen zu nehmen. An der Ulmer Hochschule<br />

hatte man diese Vorstellungen insofern modifiziert, als nicht das Leben selbst, sondern<br />

die Lebenszusammenhänge optimiert werden sollten. Entsprechend bedeutend war fü r<br />

die Ulmer die Position, die das Produkt im Gebrauch, im Zusammenspiel mit der Umwelt<br />

und schließlich innerhalb der gesellschaftlichen Abläufe einnahm. Dieser vom Gestalter<br />

zugewiesene Stellenwert basierte letztlich auf der Interpretation einer modernen<br />

Gesellschaft.<br />

Eine breite gesellschaftliche Akzeptanz von Ulmer Produkten hätte allerdings vorausgesetzt,<br />

daßman zu dieser Zeit einen Unterschied gemacht hätte zwischen Haben und<br />

Sein, was in dieser Form nicht der Fall war. Gerade Gebrauchsgü ter wurden mit zunehmender<br />

wirtschaftlicher Etablierung der Bundesrepublik in besonderem Maße fü r<br />

einen individuellen Selbstausdruck und Differenzierungsanspruch innerhalb der Gesellschaft<br />

herangezogen. Deshalb waren nur begrenzt Produkte gefragt, die einen Anspruch<br />

auf Neutralität erhoben.<br />

Augenscheinlich hatte auch die HfG „nur“ eine Utopie verfolgt, die die menschlichen<br />

Bedü rfnisse nicht so miteinbezog, wie sie tatsächlich existierten, sondern sich an einem<br />

Idealbild orientierte.

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