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schöpfen können. 182 In der Folge sei das Kü nstlerische vom ü brigen Betrieb isoliert<br />

worden, was eine Auflösung der von Gropius angelegten Strukturen bewirkt habe:<br />

„Die Reformbestrebungen griffen tief in das Institutionelle, in die innere Struktur<br />

des Bauhauses ein. Zur Verwirklichung fehlte es der Leitung jedoch an<br />

Koordinationsvermögen. Manches blieb leere Versprechung, und besonders<br />

die fähigsten und kü nstlerisch ausgeprägtesten Persönlichkeiten, die das<br />

Bauhaus schon unter Gropius mitgetragen hatten, wurden verstimmt.“ 183<br />

Im Bereich der Lehre gestand Wingler dem zweiten Direktor jedoch große Fortschritte<br />

zu, da durch die Berufung von Gastdozenten das Fächerangebot erweitert und systematisiert<br />

worden war. 184 Auch die baulichen Leistungen Meyers während seiner Bauhaus-Zeit,<br />

die Planung und der Bau der Bundesschule des ADGB in Bernau und der<br />

Laubenganghäuser in Dessau-Törten, bewertete Wingler positiv. 185<br />

Allerdings betonte er die Planungsdurchfü hrung im Team, so daßder Eindruck entstand,<br />

Meyer sei nicht in der Lage gewesen, solch großangelegte Projekte allein zu<br />

realisieren, sondern nur durch das Mitwirken anderer zu Höchstleistungen fähig gewesen.<br />

Im Zusammenhang mit Meyers Arbeits- und Denkweise erinnerte Wingler an die<br />

politischen Ansichten, die Meyer vertreten hatte:<br />

„Bei Meyers Anschauungen verstand es sich, daßdie in seiner Baulehre vermittelte<br />

‚bauwissenschaftliche Denkweise’ am Materialismus reguliert und sehr<br />

entschieden auf das soziale Moment ausgerichtet war.“ 186<br />

Durch seine Anschauungen habe Meyer letztlich die Existenz des Instituts aufs Spiel<br />

gesetzt, denn fatale<br />

„Folgen hatte es, daßMeyer am Bauhaus radikale Tendenzen duldete und die<br />

zum Linksextremismus hin sogar förderte. Der einen geordneten Unterricht erschwerende<br />

Disziplinverfall [... bot] den Gegnern des Bauhauses gefährliche<br />

Angriffspunkte“. 187<br />

Diese Kurzsichtigkeit in Bezug auf drohende Gefahren fü r das Bauhaus, die er fahrlässig<br />

in Kauf genommen habe, habe schließlich zu seiner Entlassung 1930 gefü hrt.<br />

Neben der kunsthistorischen Bewertung ließWingler in seiner Darstellung jedoch auch<br />

Kritik an Meyers Charaktereigenschaften einfließen:<br />

„Es war sein Fatum, daßer, der mit neununddreißig Jahren jungenshaft Begeisterungsfähige<br />

und durchaus auch andere Begeisternde, schwärmerische<br />

57<br />

182<br />

183<br />

184<br />

185<br />

186<br />

187<br />

„Die neue Haltung bedeutete freilich eine Horizontverengung, und sie war nur realisierbar,<br />

weil man aus einer eminenten Substanz schöpfen konnte, die von den voraufgegangenen<br />

neun Jahren her zur Verfü gung stand.“ – Ebenda, S. 18.<br />

Ebenda, S. 19.<br />

Vgl. ebenda, S. 444.<br />

Vgl. ebenda, S. 448-451.<br />

Ebenda, S. 447.<br />

Ebenda, S. 442.

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