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teilweisen Zerstörung ihren Inhalt transportieren konnten. (Abb. 79) Damit folgte er der<br />

Idee einer standardisierten Grafik, die herstellungstechnisch ohne großen Aufwand zu<br />

drucken war und in ihrer Reihung einen Wiedererkennungseffekt als Ausstellungsplakat<br />

gewann, also eine Signetfunktion ü bernehmen konnte, die nicht an einen bestimmten<br />

Kü nstler oder ein einzelnes Museum gekoppelt war.<br />

Im Unterricht fü r das 1. Studienjahr 1961/62 ließVordemberge-Gildewart Etiketten fü r<br />

ein Medikament entwerfen und die entstandenen Arbeiten durch die Studierenden<br />

selbst bewerten. (Abb. 80) Die so entstandene Rangliste der Entwü rfe ergab eine Abfolge,<br />

an deren Spitze Etiketten standen, die durch eine strenge typografische Gliederung<br />

und sparsame Verwendung von Balken oder Farbflächen gekennzeichnet waren.<br />

Am schlechtesten wurden Entwü rfe bewertet, die z.B. mit bildnerischen Mitteln auf den<br />

Anwendungszweck verwiesen oder die sich ü berlagernde bzw. diagonale Elemente<br />

verwendeten. Anhand dieser Klassifizierung wird deutlich, daßdie Studienanfänger<br />

klar Arbeiten bevorzugten, die den Text zu orthogonal ausgerichteten Blöcken zusammenfaßten,<br />

die in einem ausgewogenen Verhältnis zu den unbedruckten Flächen<br />

standen. Der erstplazierte Entwurf belegt deutlich, wie leicht Gestaltungsprinzipien der<br />

Konkreten Kunst einfließen konnten, ohne gegen die geforderte objektive Gestaltung<br />

im Dienste der Information zu verstoßen. Daraus allerdings zu schließen, „daßdie anerkannte<br />

Ulmer Typografie auf den Elementen der Konkreten Kunst basierte“, 638 halte<br />

ich fü r ü bertrieben. Vielmehr zeigt sich an diesem Beispiel, wie einfach beide Bereiche<br />

auf formaler Ebene miteinander zu vereinbaren waren.<br />

Fü r die Ulmer war Vordemberge-Gildewart nicht nur als Pädagoge, sondern durch<br />

seine rege Ausstellungstätigkeit stets auch als Kü nstler präsent. Da er viele Kü nstler,<br />

von denen er erzählte, persönlich gekannt hatte, vermochte er mit seinen lebhaften<br />

Schilderungen die Studierenden nicht nur theoretisch, sondern auch auf einer emotionalen<br />

Ebene zu begeistern. Dieser Einblick in die Welt der Kunst, die aus dem praktischen<br />

Schulalltag zumeist ausgeklammert blieb, beeindruckte die Studierenden nachhaltig.<br />

639<br />

Während Vordemberge-Gildewarts Tätigkeit in der Visuellen Kommunikation war es fü r<br />

die interessierten Studenten möglich, sich nicht nur theoretisch mit den kü nstlerischen<br />

Aspekten der Gestaltung zu befassen, sondern diese auch in die Praxis umzusetzen.<br />

Auch zu einem Zeitpunkt, als sich das Gros der Ulmer bereits den technizistischen<br />

638<br />

639<br />

Seckendorff, 1990, S. 88.<br />

Vgl. dazu z.B. Mü ller, Walter: „... oberer Weg, letztes Haus, letzte Tü r ...“ In: Archiv der<br />

Hochschule fü r Gestaltung (Hrsg.): Friedrich Vordemberge-Gildewart. Zum 100. Geburtstag.<br />

Ausstellungskatalog Ulm, 1999, S. 93-95.

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