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sicherstellten.“ 495 (Abb. 28) Die Bauhaustreppe ist charakterisiert durch eine zweiläufige<br />

Gegenläufigkeit: Zum Geschoßpodest fü hrt eine zentrale Mitteltreppe, die sich zum<br />

Zwischenpodest in zwei flankierende Treppen aufteilt, so daßdie Treppe selbst zum<br />

Zeichen des Trennens und Vereinens wird. Die querformatige Aufnahme von 1927<br />

macht dieses dynamische Element in bemerkenswerter Weise deutlich. Durch die<br />

schräge Sicht auf den Mittellauf wird die Aufnahme hauptsächlich durch Diagonalen<br />

bestimmt und wirkt sehr kompakt. Das Bild ist bestimmt durch den Wechsel von großen<br />

Flächen, die durch Treppenwangen und -unterläufe, Wände und Boden entstehen,<br />

mit kleinteiligeren Elementen wie Stufen, Handlauf und Handlaufbefestigungen sowie<br />

Unterzü gen. Der Blick folgt automatisch dem von links unten kommenden Handlauf,<br />

der am unteren Bildrand die Richtung wechselt und nach oben fü hrt, wo er vom Treppenunterlauf<br />

ü berschnitten wird. Dessen scharfe weiße Kante zieht den Blick wiederum<br />

nach rechts bis zum oberen Bildrand mit sich. Ähnlich verhält es sich mit dem Handlauf<br />

der rechten Seite. Als Zentrum der Aufnahme fungieren die hinauffü hrenden Stufen,<br />

deren abwechselnde, nahezu weißen und hellgrauen Streifen erst durch den Zickzack-<br />

Stoßan der rechten Geländerbrü stung eine sinngebende Dreidimensionalität erlangen.<br />

Aufgrund der differenziert herausgearbeiteten Grauwerte gelang eine exakte Darstellung<br />

der Architektur und der räumlichen Bezü ge.<br />

Im Vergleich zu diesem „Dreiviertelprofil“ präsentiert sich die hochformatige Aufnahme<br />

des HfG-Treppenhauses aus der Frontalen, wiederum mit dem Treppenlauf in der<br />

Mitte. (Abb. 29) Links und rechts davon befinden sich die zwei glatten Wände, die lediglich<br />

durch Betonierfugen und die schräg zur Mitte hin verlaufenden Handläufe gegliedert<br />

sind. Als Ü berleitung zwischen Wänden und Decke dienen die Oberlichter,<br />

deren Abmaße und Ausrichtung den Deckenelementen entsprechen. Die parallel zum<br />

oberen Bildrand gesetzten, wuchtigen Unterzü ge bilden das ausgleichende Pendant zu<br />

den unteren Stufen. Die Aufnahme ist charakterisiert durch eine strenge Orthogonalität<br />

und die Verwendung der Zentralperspektive, woraus eine enorme Tiefenwirkung resultiert.<br />

Unterstü tzt durch die ins Bildzentrum fü hrenden Leuchtstoffröhren ü bt die Aufnahme<br />

regelrecht einen Sog aus, zumal sich die Materie durch die Helligkeit im Fluchtpunkt<br />

aufzulösen scheint. Eine ähnliche abgetreppte Staffelung, die auf ein hell erleuchtetes<br />

Zentrum hinweist, hatte Bill bereits 1952 fü r sein „Denkmal des unbekannten<br />

politischen Gefangenen“ verwendet. (Abb. 30) Bei dieser Plastik stellte Bill die<br />

plastische Raum-Gestalt in den Vordergrund, um die Aufmerksamkeit weniger auf die<br />

Form des Denkmals denn auf seinen Bedeutungsinhalt zu lenken. „der raum, die ei-<br />

495<br />

Wilhelm, Karin: Sehen – Gehen – Denken. In: Kentgens-Craig, 1998, S. 23.

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