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weit ins Donautal und an klaren Tagen bis zur Gebirgskette der Alpen am Horizont<br />

erstreckte. 498<br />

Auch die meisten der Ulmer Aufnahmen zeigen, daßeben dieser unverbaute Blick in<br />

die Landschaft und den Himmel besonders wichtig war. Die Terrassenbrü stung bot<br />

eine bequeme Sitzgelegenheit, die von der Mensa aus gesehen wie der letzte befestigter<br />

Schutz vor dem Absturz ins Bodenlose erschien und sich ebenso wie am Bauhaus<br />

„auf der Grenze“ befand. Auf diese Weise erscheint die Schule weit entfernt von<br />

der Erde und ausschließlich den eigenen Gesetzmäßigkeiten verpflichtet. Nur die<br />

Umkehrung des Blickwinkels relativiert diese Nähe zum Himmel, und eine größere<br />

Erdverbundenheit als erwartet wird offenkundig: Der Abstand zwischen Boden und<br />

Aussichtsplattform war leicht mit einer Leiter zu ü berbrü cken. (Abb. 38)<br />

Fü r beide Hochschulen bedeuteten die Terrassen die Möglichkeit, den Blick ungebremst<br />

in die Ferne schweifen zu lassen und Kraft zu schöpfen. So fü hlten sie sich<br />

dem Himmel nah und der Welt entrü ckt, wo sich in einiger Entfernung die eigentliche<br />

Zielgruppe ihrer Aktivitäten befand.<br />

5.3.2. Die Grundlehren an der HfG<br />

Die Anfangsjahre der HfG waren maßgeblich von der Grundlehre geprägt. Das erste<br />

Studienjahr begann mit diesem Unterricht, und diejenigen Dozenten, die selbst noch<br />

keinen vergleichbaren Kurs absolviert hatten, mußten laut einer Verfü gung von Bill<br />

ebenfalls am Elementarunterricht teilnehmen. 499 Während dieser stark durch räumliche<br />

und materielle Provisorien geprägten Orientierungsphase mußten sich nicht nur die<br />

Studierenden an ihr neues Umfeld gewöhnen, sondern auch die Dozenten an ihre<br />

neue Aufgabe, da die meisten von ihnen bis dahin noch keine Lehrerfahrungen gesammelt<br />

hatten.<br />

Bill ü bernahm mit dem Vorkurs ein zentrales Wesensmerkmal der Bauhauspädagogik<br />

in die eigene Konzeption. Ebenso wie am Dessauer Bauhaus beanspruchte der obligatorische<br />

Grundkurs das erste Studienjahr, nach welchem sich die Studierenden endgü<br />

ltig fü r eine bestimmte Disziplin entscheiden sollten. 1962 wurde die isolierte Stellung<br />

der Grundlehre aufgehoben und ihr Inhalt ü ber das gesamte Studium verteilt.<br />

498<br />

499<br />

Davon hatte sich auch Bill beeindruckt gezeigt, weshalb er Aichers Vorschlag, im Bereich<br />

der Kü che eine Terrasse zu bauen, in seine Planungen ü bernahm. – Vgl. Bill, Max: Brief an<br />

Inge Scholl vom 06.07.1950; zitiert nach Seeling, 1985, S. 150.<br />

Vgl. Seeling, 1985, S. 189.

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