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Lernerfahrung sollte ihm diese Kreativität besonders nachhaltig erhalten bleiben und in<br />

individuellen Entwü rfen ihren Ausdruck finden. 513<br />

Bill hingegen setzte bewußte kreative Fähigkeiten voraus, die weniger freigesetzt als in<br />

vorgezeichneten Bahnen kanalisiert werden mußten. Deshalb war in seinem Grundkurs<br />

kein Raum fü r Experimente und spielerisches Ü ben. Stattdessen sollten die Studierenden<br />

bereits während ihrer Ausbildung professionell arbeiten. Die Maßstäbe und<br />

Beurteilungskriterien lieferte der HfG-Rektor dabei allerdings selbst, indem er die Auswahl<br />

fü r die im ersten Punkt seines Programms angesprochenen „visuellen Wahrnehmungsphänomene“<br />

traf. Diese stammten in den meisten Fällen aus dem Formenrepertoire<br />

der Konkreten Kunst, die Bill selbst folgendermaßen definierte:<br />

„konkrete malerei und plastik ist die gestaltung von optisch wahrnehmbarem,<br />

ihre gestaltungsmittel sind die farben, der raum, das licht und die bewegung.[...]<br />

konkrete kunst ist in ihrer letzten konsequenz der reine ausdruck von<br />

harmonischem mass und gesetz. [...] sie erstrebt das universelle und pflegt<br />

dennoch das einmalige. sie drängt das individualistische zurü ck, zugunsten<br />

des individuums.“ 514<br />

Die Ü bungsergebnisse waren dementsprechend einer abstrakten und nü chternen<br />

Formensprache verpflichtet und durch ihre zumeist mathematische Konstruktion „rational<br />

nachvollziehbar“. (Abb. 39)<br />

169<br />

Bills veränderte Methoden ergaben sich nicht zuletzt auch aus seinem pragmatischen<br />

Berufsbild. Fü r den HfG-Direktor hatte der Kü nstler ausschließlich durch seine Ausü<br />

bung der Gestaltertätigkeit eine moralische Existenzberechtigung, da seine Schöpferkraft<br />

nur so der Gesellschaft nutzen könne. Ausgehend von der Verantwortung des<br />

Kü nstlers fü r die ihn umgebende Kultur sei es konsequent, daßer sich vornehmlich der<br />

Gestaltung von seriell hergestellten Produkten zuwenden sollte, da diese zum wesentlichen<br />

Ausdruck der modernen Kultur der Industriegesellschaft geworden seien. Dabei<br />

sei jedoch zu beachten, daßGestaltung keinesfalls den gleichen Gesetzen unterworfen<br />

sei wie die freie Kunst. 515 Als Maßstab fü r die Funktionen des Gegenstandes dienten<br />

Bill die praktischen und ästhetischen Bedü rfnisse der Verbraucher; diese seien gegenü<br />

ber der Industrie durchzusetzen. Dagegen verwies Bill die Erfü llung von produktionsoder<br />

vertriebstechnischen Anforderungen inklusive besonderer Materialkenntnisse in<br />

513<br />

514<br />

515<br />

Vgl. Wick, 1999.<br />

Bill, Max. konkrete kunst (1936-49). In: Hü ttinger (Hrsg.), 1987, S. 73. [Kleinschrift]<br />

Vgl. Bill, Grundlage, 1955, S. 558.

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