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31<br />

enge Verknü pfung von Bauhaus und Weimarer Republik ein. Dabei betonte er, daß<br />

nicht nur die zeitlichen Parallelen maßgeblich gewesen seien, sondern daßvor allem<br />

das Bauhaus zu „den schöpferischen zukunftsweisenden Leistungen der Weimarer<br />

Zeit“ gehöre, da sein Geist „demokratisch und freiheitlich“ gewesen sei und ohne die<br />

demokratische Verfassung der Weimarer Republik gar nicht erst hätte entstehen können.<br />

Dieser Anspruch habe sich insbesondere am Bauhausgebäude manifestiert, an<br />

dessen Durchsichtigkeit und Zugänglichkeit sich jeder moderne öffentliche Bau orientieren<br />

sollte. Lauritzen berü cksichtigte die allgemein vorherrschende Skepsis gegenü<br />

ber jeglichen Traditionen, doch bedü rfe seiner Meinung nach gerade eine Demokratie<br />

solcher „demokratischen“ Traditionen, zu denen auch das Bauhaus gezählt werden<br />

mü sse. 90 Schließlich habe das Bauhaus nicht nur nationale Bedeutung gehabt, sondern<br />

sogar einen deutschen „Beitrag zur Kultur und Zivilisation der Welt in diesem<br />

Jahrhundert, ein[en] Beitrag zur Humanisierung des technischen Zeitalters“ geleistet. 91<br />

Am Beispiel von Giedion und Lauritzen wird deutlich, daßdas Bauhaus als humanistisches<br />

Gegenbild zur Barbarei des Nationalsozialismus eingesetzt wurde, um aufzuzeigen,<br />

daßim 20. Jahrhundert nicht nur faschistische und kriegerische Entwicklungen<br />

von deutschem Boden ausgegangen waren, sondern auch humanistische und konstruktive.<br />

Das Bauhaus habe alle durch die Weimarer Verfassung geschaffenen Möglichkeiten<br />

genutzt, um ein freiheitlich-demokratisches Ausbildungskonzept zu entwickeln.<br />

Letztlich stand es als Synonym fü r eine freiheitliche Kunst- und damit auch<br />

Lebensauffassung.<br />

Während des Dritten Reiches sei dieser „humanistische Geist“ nicht verschwunden,<br />

sondern durch die vor allem in die USA emigrierten Bauhäusler kultiviert worden. Nun<br />

sah man die Chance gekommen, an die noch lebendigen Traditionen anzuknü pfen und<br />

sie in zeitgemäßer Weise auf die Verhältnisse der Bundesrepublik anzuwenden. 92<br />

Schlußendlich sollte das Bekenntnis zum Bauhaus das während der NS-Diktatur indoktrinär<br />

verbreitete Kunst-Verständnis endgü ltig in die Vergangenheit verweisen.<br />

90<br />

91<br />

92<br />

Vgl. Lauritzen, Lauritz: Deutscher Beitrag zur Kultur und Zivilisation der Welt. In: Bulletin<br />

des Bundestages (Bonn), 07.11.1968, S. 1238.<br />

Vgl. ebenda, S. 1235. – Diese Einschätzung geht auf Wingler zurü ck, der sich mit der gleichen<br />

Formulierung in Bezug auf das Lebenswerk von Gropius äußerte; vgl. dazu Bauhaus-<br />

Archiv Darmstadt (Hrsg.): Walter Gropius. Werk und Persönlichkeit. Ausstellungskatalog<br />

Darmstadt, 1963.<br />

Vgl. Lauritzen, 1968, S. 1235.

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