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28<br />

Die in dieser Atmosphäre entworfenen Produkte waren nunmehr nicht einfach Bauhaus-Erzeugnisse,<br />

sondern Arbeiten bestimmter Personen, die man zu kennen<br />

glaubte. Indirekt wurden so die von den Bauhäuslern geschaffenen Gegenstände zum<br />

Ausdruck ihrer besonderen Lebensform, zum Vermittler eines Lebensgefü hls, aus dem<br />

heraus sie entstanden waren.<br />

3.3. Das Bauhaus als Vermittler politischer Inhalte<br />

Die Verbindung von Bauhaus, das sein Grü nder strikt unpolitisch hatte halten wollen,<br />

und Politik scheint sich auf den ersten Blick auszuschließen. Trotzdem erfordern die<br />

historischen und politischen Verhältnisse der Nachkriegszeit diesen Blick auf das Institut.<br />

Zwar konnten die materiellen Kriegsschäden nach und nach behoben werden,<br />

doch mit den mittelbaren Nachwirkungen wurden die Menschen noch ü ber Jahre hinweg<br />

konfrontiert. Das Stigma des Nationalsozialismus haftete an den Deutschen, die<br />

daran größtenteils weder wissend beteiligt noch schuldig gewesen sein wollten. Das<br />

die fü nfziger Jahre prägende Wirtschaftswunder war unter anderem dadurch zustande<br />

gekommen, daßdie Menschen durch die Energie, die sie in den materiellen Wiederaufbau<br />

investierten, auch die traumatischen Ereignisse des Krieges kompensierten<br />

oder zumindest verdrängten. 81 Es hießnun, dem einstigen Volk der Dichter und Denker<br />

seine kulturelle Tradition erneut ins Bewußtsein zu rufen und den Schritt von der<br />

Barbarei zurü ck in die Kultur zu vollziehen.<br />

Die Hochschule fü r Gestaltung in Ulm stellte in diesem Zusammenhang ein praktisches<br />

Beispiel dar (vgl. Kapitel 5). Ihre Grü ndung erfolgte zum einen im Andenken an die von<br />

den Nationalsozialisten hingerichteten Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl;<br />

zum anderen beriefen sich ihre Grü nder, zu denen auch Max Bill gehörte, auf das<br />

Bauhaus, dessen Tradition von dem Punkt an weitergefü hrt werden sollte, den es erreicht<br />

hätte, wäre es nicht 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen<br />

worden.<br />

Dementsprechend hatte Gropius 1955 zur Einweihung der HfG Ulm gefordert:<br />

81<br />

Vgl. Glaser, Hermann: Die Kulturgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Reinbek,<br />

1990, Band 2, S. 61.

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