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154<br />

gelpunkt der Verwaltungstrakt auszumachen, um den sich die gesamte Anlage gruppiert.<br />

484<br />

Der Trakt mit den Wohnateliers, das sogenannte Prellerhaus, und das Werkstattgebäude<br />

werden durch den öffentlichen Bereich von Mensa, Bü hne/Aula und Vestibü l<br />

miteinander verbunden. Von dort aus gelangt man ü ber die Verwaltungsbrü cke in den<br />

Schultrakt, der aufgrund seiner ursprü nglichen Bestimmung mit einem eigenen Treppenhaus<br />

versehen wurde. Auf diese Weise wurde ein sowohl vertikal als auch horizontal<br />

durchgängiges Erschließungsnetz geschaffen, das es ermöglichte, bei Bedarf<br />

alle Bauteile trockenen Fußes zu erreichen.<br />

Als Zentrum der Anlage wurde der zweistöckige Verwaltungstrakt sinnfällig aufgestelzt.<br />

Mit Hilfe dieses Kunstgriffs verklammerte Gropius nicht nur die beiden durch eine<br />

Straße getrennten Baugrundstü cke miteinander, sondern betonte darü ber hinaus die<br />

Bedeutung dieses Bereichs, in dem sich der Direktor gleichsam wie auf einer Kommandobrü<br />

cke seinen Aufgaben widmete.<br />

Das Prellerhaus, das im Erdgeschoßdie Kü che beherbergte, bot Platz fü r insgesamt<br />

28 Studentenateliers. (Abb. 2) Am augenfälligsten sind die quadratischen Balkone an<br />

dessen Ostseite, die mit kleinem Grundrißzwar kaum Platz fü r drei Stü hle boten, jedoch<br />

den einzelnen Bewohnern den Kontakt zur Außenwelt bzw. den Nachbarateliers<br />

ermöglichten. Durch die filigrane Gestaltung der Geländer als Reling war der Ü bergang<br />

von innen nach außen verschliffen. Bei der Betrachtung dieser Seite des Wohntraktes<br />

von außen erscheinen die Balkone wie kleine Steckverbindungen, die in den Außenraum<br />

hineingreifen.<br />

Allerdings ist das Bauhausgebäude nicht nur als sinnfällige Demonstration der Weltsicht<br />

der Bauhäusler zu verstehen, sondern mußauch als „gebaute Lehre“ begriffen<br />

werden. Beim Umwandern des gesamten Gebäudes ergeben sich stets neue Blickwinkel,<br />

aus denen das Auge die Fassaden ähnlich einer Materiestudie aus dem Vorkurs<br />

von Albers abtasten kann. 485 So findet sich ein Beispiel fü r das Thema „Leicht –<br />

Schwer“ mit Blick auf Schul- und Verwaltungstrakt von Nordosten her. (Abb. 21) Die<br />

schwere Massivität des Baukörpers steht in einem diametralem Kontrast zur Leich-<br />

484<br />

485<br />

Vgl. Grohn, 1991, S. 35: „Das geistige Zentrum verbindet die Gebäudeteile ohne zentralistischen<br />

Anspruch als Koordinationselement gleichberechtigter Teile – architektonische<br />

Umsetzung eines demokratischen Prinzips.“<br />

Albers unterschied in seinem Vorkurs Materie- von Materialstudien. Während erstere auf<br />

die sinnliche Erfahrung von Stoffen und ihrer (gegensätzlicher) Beziehungen (z.B. durch<br />

Tasttafeln) untereinander abzielten, sollten die Materialstudien auf die unterschiedlichen<br />

immanenten Materialeigenschaften hinfü hren (z.B. durch Faltü bungen mit Papier). Wick,<br />

Rainer K.: Bauhauspädagogik. Köln, 4 1994, S. 182-185.

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